IZB: Was Zulieferer und Hersteller anders machen wollen

Bei der am Montagabend eröffneten 12. Internationale Zuliefererbörse IZB steht der Dialog zwischen dem Volkswagen-Konzern und seinen Lieferanten im Mittelpunkt. Auf der Leistungsschau im Wolfsburger Allerpark sind insgesamt 843 Aussteller aus 33 Nationen gemeldet.

"Nur durch kontinuierliche Kommunikation und partnerschaftliche Zusammenarbeit können wir die Herausforderungen der Branche meistern", ist Dirk Große-Loheide, Mitglied der erweiterten Konzernleitung der Volkswagen AG und Vorstand der Marke VW Pkw für den Bereich Beschaffung, überzeugt.

Der Manager verweist darauf, dass zwischen 70 und 80 Prozent der Wertschöpfung bei den Zulieferern geschieht und betont den Wettbewerb mit den asiatischen Fahrzeugherstellern. Um hier bestehen zu können, sei Geschwindigkeit "ein wichtiger Punkt".

Weiter sagte er: "Wir haben gewachsene Entwicklungs- und Umsetzungsprozesse und wir lernen, dass wir schneller werden müssen. Das ist jedem bewusst." Das alles finde vor dem Hintergrund einer Krise statt, wie sie die Automobilindustrie noch nie erlebt habe.

Für Kai Grünitz, Entwicklungsvorstand der Marke Volkswagen, ist die Innovationsgeschwindigkeit in den vergangenen fünf Jahren vor dem Hintergrund KI und dem Wettbewerbsumfeld aus den asiatischen Märkten so schnell geworden, "dass man als OEM wirklich aufpassen muss, Schritt zu halten".

VW könne einen Produktentstehungsprozess in 36 oder 30 Monaten nur dank des Inputs der weltweit tätigen Lieferanten umsetzen. Die Veränderungsgeschwindigkeit sei noch nie so hoch gewesen. "Künstliche Intelligenz trägt maßgeblich dazu bei. Wir suchen Ideen und Anregungen bei Zulieferern, wie sich unsere Prozesse verkürzen lassen. Geschwindigkeit ist der Schlüssel zum Erfolg."

Große-Loheide gehört ebenso wie Grünitz zu den Schirmherren der Messe. Für die Technische Entwicklung ist es allerdings eine Premiere. Grünitz sieht die Zulieferer als treibende Kraft hinter vielen technologischen Neuerungen. "Keiner von uns kann und möchte ohne den anderen", erklärte Grünitz in Anspielung auf die Zusammenarbeit mit der Beschaffung.

Auf der einen Seite werde laut Grünitz sehr viel über Themen wie Sparen und Restrukturierung geredet. Langjährige VW-Partner würden ihre Strukturen ins Ausland verlagern "und auch in der Volkswagen-Welt diskutieren wir große Strukturveränderungen".

Aber Sparen und Restrukturieren seien nur die eine Seite der Medaille. Es habe noch nie ein Unternehmen oder einen Wirtschaftsstandort erfolgreich gemacht. Die andere Seite der Medaille ist für ihn das Thema Innovation. Dieser Bereich müsse mindestens ebenso intensiv betrachtet werden. "Die IZB steht für mich für Innovationen." Erstmalig werde der Dialog mit den Zulieferern stärker in die Veranstaltung eingebettet, betont Grünitz.

Während der Messetage vom 22. Bis zum 24. Oktober finden unter anderem 30 Talks, Keynotes und Panels mit Vertretern aus dem VW-Konzern und von Zuliefern statt. Sie konzentrieren sich auf die Schwerpunkte Interieur & Exterieur, Elektronik & Connectivity, Antriebsstrang & Batterie sowie Metall, Karosserie & Fahrwerk.

Für beide Vorstände ist Kommunikation das Schlüsselthema. Große-Loheide sieht das größte Einsparpotenzial in der frühen Phase der Projekte. Für ihn ist es "die Königsdisziplin, die nächste Fahrzeuggeneration technologisch top aufzustellen zu den günstigsten Kostenpunkten, die man im Weltmarkt finden kann".

Die schwierige Lage der Zulieferindustrie ist dem Beschaffungsvorstand bewusst: "Ein nicht unsignifkanter zweistelliger Prozentsatz der Zulieferindustrie ist finanziell notleidend." Neben den zahlreichen Krisen sei der Preisverfall auf den Märkten nicht wegzudiskutieren.

"Wir müssen unsere Kostenstrukturen anpassen." Das gelte für die gesamte Branche. Daher sieht er die gesamte Autoindustrie dazu verpflichtet, wieder Kostenstrukturen zu erarbeiten, um wettbewerbsfähig im Markt bestehen zu können. "Restrukturierungen sind unabdingbar."

Große-Loheide betont, dass ein harter Weg gegangen werden müsse, um die Kostenfähigkeit wieder herzustellen, "und das können wir nur gemeinsam lösen. Wir sind in der Vergangenheit davon geprägt gewesen, Lieferketten zu perfektionieren und Just-in-Time-Strukturen umzusetzen. Jetzt müssen wir mit unseren Partnern völlig neue Lieferstrukturen und -ketten aufstellen, um resilient werden zu können. Das ist eine Herkulesaufgabe."

Und das in einem Markt, der verlange, Autos nicht mehr in fünf, sondern in drei Jahren zu entwickeln. Der Manager erwartet dabei von seinen Lieferanten ein großes Maß an Professionalität und Verlässlichkeit über die Vertragslaufzeit. "Das Wichtigste in unserem Geschäft sind stabile Lieferketten."