Webasto ringt mit seinen Schulden – Druck nimmt zu

Der Zulieferer Webasto steht offensichtlich vor einer Restrukturierung von Schulden in Höhe von mehr als eine Milliarde Euro. Darunter auch ein Konsortialkredit mit einem Rahmen von insgesamt 878 Millionen Euro, von dem bis Ende vergangenen Jahres 681 Millionen Euro in Anspruch genommen wurden. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg gehören die BayernLB und UniCredit SpA zu den Kreditgebern.

Der Kredit ist an Auflagen, so genannte Covenants, geknüpft. Webasto hatte die Kriterien zum Stichtag am 31. Dezember 2023 verletzt. Zum Bewertungsstichtag am 31. Dezember 2023 hatte das Unternehmen vertraglich vereinbarte Vorgaben zum Verschuldungsgrad nicht eingehalten.

Die Verhandlungen mit den Banken über veränderte Bedingungen sollen sich bis Mitte des Jahres hingezogen haben. Ein Teil der zunächst als langfristig eingestuft Kredite wurde als kurzfristig umqualifiziert. Doch laut Bloomberg hat die schlechter als erwartet ausgefallene Performance des Zulieferers zu weiteren Verhandlungen mit den Kreditgebern geführt. Die Nachrichtenagentur verweist dabei auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Zu Berichten, wonach die Unternehmensberatung McKinsey mit einem unabhängigen Gutachten beauftragt worden sei, wollte sich Webasto-CEO Holger Engelmann auf Nachfrage der Automobilwoche nicht äußern: "Wir bitten um Verständnis, dass wir grundsätzlich keine Informationen über die Zusammenarbeit mit unseren Geschäftspartnern an Dritte geben. Ausnahmen sind Kooperationen, bei denen dies vertraglich ausdrücklich anders vereinbart ist.“

Laut Webasto haben sich die Rahmenbedingungen im zweiten Halbjahr 2024 weiter verschlechtert. "Vor diesem Hintergrund hat das Management von Webasto entschieden, den bereits im Frühjahr eingeschlagenen Optimierungskurs zu verschärfen und die Strukturen des Unternehmens auf die veränderte Marktanlage anzupassen. In diesem Zusammenhang wird auch der Einsatz eines Chief Restructuring Officers diskutiert", erklärte Engelmann. Der Zulieferer von Dachsystemen, Standheizungen und Batteriemodulen steht schon seit längerem bei den finanzierenden Banken unter Beobachtung.

Webasto beschäftigt weltweit mehr als 16.000 Mitarbeiter, davon 4000 in Deutschland. Im Geschäftsjahr 2023 hatte der Zulieferer rund 4,6 Milliarden Euro Umsatz erzielt. Das operative Ergebnis betrug zwei Millionen Euro.

Unter dem Strich gab es allerdings einen Verlust von 195 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte das bayerische Unternehmen bei 4,4 Milliarden Euro Umsatz noch ein operatives Ergebnis von 2,5 Prozent erwirtschaftet. Eine Umsatzprognose zum laufenden Geschäftsjahr wollte der Zulieferer nicht machen.

In den vergangenen Jahren gab es mehrfach Turbulenzen beim Zulieferer. So hatte 2021 der misslungene Anlauf des Dachprojekts Ford Bronco in den USA den Zulieferer mehr als 200 Millionen Euro gekostet. Ein verspäteter Produktionsstart aufgrund der Corona-Pandemie, eine hohe Fluktuation der Mitarbeiter, neu eingeführte Prozesse und Schwierigkeiten beim Einsatz neuer Technologien hatten das Konzernergebnis verhagelt.

Anfang des Jahres hatte das Unternehmen aus dem bayerischen Stockdorf nach zweijähriger Suche einen Investor für sein defizitäres Ladegeschäft gefunden. Der US-Finanzinvestor Transom Capital hat die Mehrheit an der Sparte übernommen. Engelmann hatte als Grund für den Verkauf auf knappe Ressourcen des Unternehmens verwiesen.

Allerdings hatte sich Webasto mit den Ladelösungen auch in unbekannte Geschäfts-Gefilde begeben. Der Zulieferer hatte mit seinem Ladegeschäft 2022 rund 92 Millionen Euro Umsatz erzielt – der operative Verlust betrug jedoch 82 Millionen Euro. Um resilienter zu werden, will sich das Unternehmen auf Fahrzeugdächer und Batteriesysteme fokussieren. Zudem hatte Engelmann angekündigt, jede zehnte Stelle der weltweit mehr als 16.000 Mitarbeiter der Gruppe streichen zu wollen.

In China hat das Unternehmen mit verstärktem Wettbewerb lokaler Anbieter zu kämpfen. So sind im ersten Halbjahr zwei von neun Werken geschlossen worden.

Die rund 570 Mitarbeiter des Standortes in Gilching (Bayern) für Global Comfort Solutions und thermische Systemprodukte müssen umziehen: Der Stanort wird geschlossen, die Mitarbeiter werden jedoch in der Stockdorfer Zentrale weiterbeschäftigt. Zudem hat Webasto den Abbau von 218 Mitarbeitern in Werken im US-Bundesstaat Michigan angekündigt.