Der Monat der Plug-in-Hybride

Im Oktober 2022 wurden in Deutschland 208.642 Pkw neu zugelassen. Das entspricht einem Plus von 16,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, ist aber das nach 2021 zweitniedrigste Oktober-Ergebnis aller Zeiten. Verglichen mit den fünf Jahren vor der Pandemie betrug das Minus im abgelaufenen Monat 24 Prozent.

Kumuliert liegen die Neuzulassungen 5,5 Prozent unter Vorjahr. Es sind die niedrigsten Neuzulassungen nach zehn Monaten seit der Wiedervereinigung. Verglichen mit dem entsprechenden Zeitraum vor der Pandemie beträgt das Minus 28 Prozent.

Die im August eingesetzte Erholung hatte nach September auch im Oktober Bestand. Das Problem der fehlenden Vorprodukte hat sich weiter reduziert, ist aber noch nicht vollständig überwunden.

Trotz dieser Erholungstendenzen ist die aktuelle Situation weiterhin durch fehlende Vorprodukte geprägt. Laut dem Verband der Automobilindustrie (VDA) hat sich die Inlandsproduktion der deutschen Hersteller gegenüber dem Vorjahr zwar um 30 Prozent erhöht und liegt nach zehn Monaten um zehn Prozent höher, dies ist aber immer noch 30 Prozent weniger als 2019.

Der durch die niedrigen Neuzulassungen der vergangenen Monate stark erhöhte Auftragsbestand wird aktuell nur langsam abgebaut und für die kommenden Monate ist mit einer weiteren Erholung bei den Neuzulassungen zu rechnen. Ein vollständiger Abbau der überhöhten Auftragsbestände bis Anfang kommenden Jahres ist aber unwahrscheinlich.

Für die verbleibenden zwei Monate geht die Automobilwoche von einem Plus von insgesamt gut vier Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum aus. Dieses Plus resultiert aus einem Sockeleffekt durch den äußerst niedrigen November vergangenen Jahres und der erwarteten Erholung aufgrund besserer Verfügbarkeit.

Dabei ist auch im November wieder mit einer zweistelligen Wachstumsrate gegenüber dem Vorjahr zu rechnen. Für das Gesamtjahr werden nun Neuzulassungen in Höhe von 2,52 Millionen Pkw erwartet. Damit würde das Vorjahresergebnis um knapp vier Prozent verfehlt. Das endgültige Ergebnis wird ausschließlich durch die Verfügbarkeit bestimmt werden.

Die Folgen des starken Anstiegs der Lebenshaltungskosten spiegeln sich in der aktuellen Neuzulassungsentwicklung noch nicht wider und werden bis Anfang kommenden Jahres kaum Einfluss haben. Allerdings muss – wenn der hohe Auftragsbestand abgebaut sein wird – mit deutlich geringeren Neuzulassungen aufgrund der rückläufigen Nachfrage als in den Jahren vor dieser Krise gerechnet werden.

Einen Hinweis auf sinkende Nachfrage liefern die Auftragseingänge: Laut VDA sind die inländischen Auftragseingänge für deutsche Marken im Oktober um 38 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gesunken. Nach zehn Monaten liegen sie zehn Prozent unter denen des Vorjahreszeitraums.

Für das kommende Jahr geht die Automobilwoche von folgendem Szenario aus: Der Abbau des stark erhöhten Auftragsbestand wird die Neuzulassungen noch einige Monate stützen. Eine möglicherweise hohe Zahl an Stornierungen ist dabei nicht berücksichtigt. So wird erst einmal der Abbau des Auftragsbestands zu einer weiteren positiven Entwicklung der Neuzulassungen führen.

Die negativen Effekte aufgrund des wirtschaftlichen Umfelds, insbesondere der starken Reallohnrückgänge, werden dann im weiteren Jahresverlauf bei den Neuzulassungen überwiegen. Unter diesen Voraussetzungen erwartet die Automobilwoche für kommendes Jahr zirka 2,9 Millionen Neuzulassungen, ein Plus von gut 15 Prozent gegenüber diesem Jahr. Dies wären dann aber immer noch elf Prozent weniger als im Mittel der fünf vorpandemischen Jahre und – abgesehen von den Jahren 2021 und 2022 – die niedrigsten Neuzulassungen im wiedervereinigten Deutschland.

Die privaten Neuzulassungen verzeichneten im Oktober mit plus 8,4 Prozent einen geringeren Anstieg als die gewerblichen Zulassungen, die um 21,9 Prozent zulegten. Es ist das erste Mal in diesem Jahr, dass der Zuwachs bei den gewerblichen Zulassungen deutlich höher ausfällt.

Der Anteil von 35,4 Prozent für die privaten Zulassungen liegt 2,7 Prozentpunkte unter Vorjahr und entspricht dem mittleren Anteil der Jahre 2015 bis 2019. Im bisherigen Jahresverlauf liegen sie wieder auf Vorjahresniveau. Für die gewerblichen Neuzulassungen beträgt das Minus nach zehn Monaten 8,3 Prozent.

Nach dem starken Jahresende 2021 mit einem Anteil von über 50 Prozent zeigten die alternativen Antriebe in Summe im bisherigen Jahresverlauf kaum Dynamik. Nach September stellten sie auch im Oktober mit einem Marktanteil von 50,5 Prozent wieder gut die Hälfte aller Neuzulassungen.

Die reinen Diesel-Pkw kamen auf knapp 35.554 Neuzulassungen und lagen gegenüber dem Vorjahresmonat 18,3 Prozent im Plus. Der Marktanteil betrug 17,5 Prozent, nach 17,3 Prozent im Vorjahr. Zum vierten Mal in Folge erhöhten sich die Dieselanteile im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Die Pkw mit ausschließlichem Benzinantrieb kamen auf ein Plus von 3,1 Prozent und der Marktanteil fiel auf 32,0 Prozent, 4,3 Prozentpunkte weniger als vor einem Jahr.

Die reinen E-Mobile konnten im Oktober die Marktanteile von 19,7 Prozent aus dem Vormonat – als Tesla ein Rekordergebnis erzielte – nicht bestätigen. Sie kamen wie im Oktober vergangenen Jahres auf 17,1 Prozent. Damit büßten sie ihre Position aus dem September als zweitstärkste Antriebsart ein und lagen hinter den Benzinern, den Diesel-Pkw und den Hybriden ohne Stecker an vierter Stelle.

Die Hybride ohne Stecker legten 32,2 Prozent zu und erzielten einen Marktanteil von 17,5 Prozent. Damit lagen sie gleichauf mit den reinen Diesel-Pkw.

Die Plug-in Hybride verbesserten sich um 35,1 Prozent und erzielten einen Marktanteil von 15,4 Prozent. Es ist der höchste jemals beobachtete Marktanteil für diese Antriebsart. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Fahrzeuge nach Auslauf der Förderung zum Jahresende entwickeln.

Bei einem Gesamtmarktanstieg von 16,8 Prozent gab es deutliche Unterschiede bei den Top-15-Marken von plus 95 Prozent bis minus 20 Prozent. Das deutlichste Plus mit 94,8 Prozent verzeichnete Audi. Die 17.228 Neuzulassungen brachten die Marke auf Platz drei vor BMW.

Seat auf Platz acht konnte mit plus 64,1 Prozent ebenfalls deutlich zulegen. Skoda (plus 50,8 Prozent) schob sich vor Opel (minus 20 Prozent) auf Platz sechs. Die deutlichsten Verluste fuhren neben Opel Renault (minus 20,4 Prozent) und BMW mit minus 13,9 Prozent ein.

Mit einem überdurchschnittlichen Plus von 45,9 Prozent bleibt VW mit einem Marktanteil von 19,7 Prozent eindeutiger Marktführer. Mit einem Anteil von 10,2 Prozent belegte Mercedes Platz zwei vor Audi (8,3 Prozent). Die Nummer vier, BMW, kam auf einen Marktanteil von 7,2 Prozent. Ford komplettierte mit einem Marktanteil von 5,7 Prozent die Top Fünf.

Nach zehn Monaten und einem Gesamtmarktrückgang von 5,5 Prozent sind sechs der Top-15-Marken im Plus. Die stärksten Gewinne verzeichnet Tesla mit plus 51,8 Prozent vor Dacia (plus 46,1 Prozent) und Kia mit plus 9,7 Prozent. Die größten Verluste im bisherigen Jahresverlauf mussten Renault (minus 30,6 Prozent), Fiat (minus 15,8 Prozent) und Opel mit minus 14,6 Prozent hinnehmen.

Die Erholung bei den Neuzulassungen ist noch nicht auf dem Gebrauchtwagenmarkt angekommen. Im Oktober lagen die Besitzumschreibungen 19,1 Prozent unter Vorjahr. Nach zehn Monaten liegen sie 17 Prozent im Minus. Verglichen mit dem mittleren Wert des entsprechenden Zeitraums von 2015 bis 2019 beträgt das Minus 23 Prozent. Erst wenn wieder vermehrt im Bestand befindliche Pkw durch Neuwagen ersetzt werden können, ergibt sich Potenzial für eine Belebung des Gebrauchtwagenmarktes.

Aus dem Datencenter:

Pkw-Neuzulassungen in Deutschland im Oktober 2022

Neuzulassungen in einem Oktober in Deutschland 2000 bis 2022

Marktanteile der Top-15-Marken im Oktober 2022 in Deutschland

Top 15 Markenentwicklung Oktober 2022 Deutschland

Marktanteile nach Antriebsarten im Oktober 2022

Marktanteilsveränderung nach Antriebsarten in Deutschland im Oktober 2022

Monatliche Marktanteile und Neuzulassungen nach alternativen Antriebsarten in Deutschland Januar 2019 bis Oktober 2022

CO2-Ausstoß der Pkw-Neuzulassungen in Deutschland bis Oktober 2022

Marktanteile von deutschen Premium- und Volumenmarken und Importeuren – Oktober 2022 und Entwicklung

Pkw-Besitzumschreibungen in Deutschland von Januar 2019 bis Oktober 2022