Wie überzeugen Sie andere Autohändler Ihre Lösung zu kaufen? Damit stärken diese ja streng genommen einen Wettbewerber…
So wichtig sind wir für den deutschen Markt auch nicht… Das Hauptargument, warum Händler sich für unser Produkt entscheiden, ist gerade, dass es von einem Kollegen kommt, der weiß, wie das Automobilgeschäft funktioniert. Die ganzen Tech-Unternehmen kennen die Branche und ihre Prozesse nicht. Wir bekommen dagegen aus erster Hand mit, wie Trends wie das Agenturgeschäft den Markt verändern und können schneller als jeder andere darauf reagieren. Zudem decken wir die komplette Wertschöpfungskette ab, von der Inzahlungnahme über Versicherung, Garantie, Zubehör, Finanzierung, Leasing bis hin zur Zulassung. Genau für diese Zusatzerträge haben wir den Shop entwickelt.
Was kostet Händler der Einsatz Ihrer Technik?
Wir haben genau darauf geachtet, dass das für Händler bezahlbar ist. Als Faustregel gilt ein Euro pro Auto pro Tag.
Steckt hinter Echt.Autos auch die Absicht, sich von Plattformen wie Mobile.de und Autoscout24 unabhängig zu machen?
Autoscout24 haben wir bereits gekündigt, weil Gebühren und Verkäufe nicht mehr zusammenpassen. Aber Mobile.de wird es weiterhin geben. Die Plattform ist so monopolistisch, dass man an ihr im Moment fast nicht vorbeikommt. Wir bereiten uns aber ausdrücklich auf das neue Google-Zeitalter im Autohandel vor.
Sie meinen das neue Werbeformat Google Vehicle Ads, das 2024 hierzulande ausgerollt werden soll?
Genau. Unser Shop ist vorbereitet und der Produktfeed fertig. Wir warten nur noch auf den Start bei Google. Dann können wir den Feed an Google übertragen. Dann funktioniert die Online-Customer Journey für Autos wie bei Kühlschränken, Fahrrädern oder Kaffeemaschinen: Der Kunde sucht bei Google ein bestimmtes Produkt und bekommt das passende Angebot oben in den Suchergebnissen angezeigt. Von da gelangt er direkt auf die Shopseite, wo er nur noch kaufen muss. Darin sehe ich ein Potential, dass wir uns mittel- bis langfristig von den Listingplattformen lösen.
Neben Mobile.de und Autoscout24 gibt es auch noch Plattformen wie Alles.Auto, die ihre Produkte ebenfalls als White-Label-Lösung an Händler vermarkten. Stand zur Diskussion, dass Sie sich daran beteiligen?
Nein, weil wir genau das befürchtet haben, was den Kollegen gerade widerfährt: Alles.Auto fehlt die Bekanntheit. Um solche Plattformen zum Laufen zu bringen, müssen Sie ein unfassbar großes Marketingbudget in die Hand nehmen. Als der Anruf von Alles.Auto kam, ob ich für 500.000 Euro ein Prozent Anteil kaufen will, habe ich gedacht, ich höre nicht richtig. Das ist Geld für nichts und wieder nichts. Da bin ich raus, selbst in meiner Größe. Heycar hat es trotz der Finanzkraft riesiger Konzerne im Hintergrund nie geschafft, Mobile auch nur ein bisschen anzugreifen. Darum haben wir ganz klar gesagt, wir wollen uns an keiner Plattform beteiligen. Wir wollen einzig eine White-Label-Lösung, damit Händler ihren Ausstellungsraum ins Netz bringen können und einen vollständigen Onlinekauf darstellen können.
Wo sehen Sie sich im Vergleich zu Online-Händlern wie Autohero? Sind Sie ein ernstzunehmender Konkurrent?
Ich sehe durchaus Chancen. Lesen Sie sich doch mal die Bewertungen von Autohero-Kunden. Viele fühlen sich nicht gut aufgehoben, wenn es Probleme gibt. Da hängen Kunden 20 bis 30 Minuten in der Warteschlange. Wir versuchen zwar, alles online darzustellen, haben aber trotzdem qualifiziertes Personal, das dem Kunden zur Seite steht. Genau das ist der springende Punkt. Hinzu kommt: Auto1 ist noch immer den Beweis schuldig, dass sie Geld verdienen können. Deswegen sehe ich uns gesünder aufgestellt. Ich denke, der Weg vom normalen Autohaus zum digitalen Autohaus ist einfacher als der Sprung vom Tech-Unternehmen zum digitalen Autohaus, weil wir bereits jahrelange Erfahrung mit unseren Kunden haben und wissen, worauf es ankommt.