Teure Autonomie

Mercedes hat sie schon, BMW zieht bald nach: Autos, die hochautomatisiertes Fahren nach Level 3 erlauben. Doch viele stehen der neuen Evolutionsstufe des Fahrens noch skeptisch gegenüber. In einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag von Dekra gaben 60 Prozent der Befragten an, sie würden hochautomatisierten Fahrzeugen mit mehr Vorsicht begegnen als Autos, bei denen ein Mensch lenkt.

Ob die Skepsis auf lange Sicht steigt oder schwindet, hängt ganz davon ab, wie engmaschig die Fahrsysteme überwacht werden. "Kleinste Schäden wie Parkrempler können Radar- oder Lidarsensoren aus der Kalibrierung bringen", warnt Karl Obermair, Direktor Future Mobility bei TÜV Rheinland. Die Autos könnten das oft nicht selbst diagnostizieren. Die Folge: Ausfälle oder Fahrfehler. "Es ist daher enorm wichtig, dass diese regelmäßig in Werkstätten und bei der HU überprüft werden", so Obermair. Damit liegt er auf einer Linie mit dem ZDK: "Fahrassistenzsysteme müssen regelmäßig mit einer hoheitlichen Prüfung wie bei der Abgasuntersuchung geprüft werden", sagt Bundesinnungsmeister Detlef Peter Grün.

Das dürfte viele Betriebe in ein Dilemma stürzen: Die Werkstattausrüstung für Wartungs- und Kalibrierarbeiten an den Systemen kostet Unsummen. "Viele Betriebe müssen enorm in Werkstattausrüstung investieren, um moderne Fahrzeuge warten und reparieren zu können", sagt Grün. Und der Trend halte mit dem Einzug weiterer Systeme an.

Eine Alternative zum Aufrüsten sieht er nicht: "Wer nicht investiert, kann nicht überleben." TÜV Rheinland erwartet, dass das nicht jeder schafft. "Nicht alle Werkstätten werden überleben", so Obermair. Zudem sei eine Spezialisierung und Segmentierung der Branche zu erwarten. "Kleine Allround-Werkstätten wird es künftig nicht mehr geben. Das werden nur noch sehr große Betriebe leisten können."

Doch die neue Technik birgt auch Chancen. Gerade weil diese aufwendig zu warten ist und immer mehr Assistenten zwingend vorgeschrieben sind, könnten sich Investitionen rechnen. Grün: "Diese Untersuchungen werden einen Teil der Erträge kompensieren, die durch die E-Mobilität wegfallen."