Wie sich Avemo zur neuen Macht am Main aufschwingt

Nach rund drei Jahren Vorbereitung ist seit Jahresanfang die Avemo-Gruppe am Start. Mit ihrem Zusammenschluss gehören die Autohäuser Göthling & Kaufmann, Best Auto-Familie, Autohaus Marnet und Gelder & Sorg von Beginn zu den Handelsriesen unter den VW-Konzernmarken. Mit dem Verkauf von je rund 20.000 Neu- und Gebrauchtwagen sowie 550.000 Werkstattstunden erzielt die Gruppe einen Umsatz von etwa einer Milliarde Euro.

"Größe und Investitionsbereitschaft haben an Bedeutung gewonnen und werden in Zukunft noch wichtiger", sagte Christian Just, der als Avemo-Geschäftsführer für den Bereich Finanzen zuständig ist. "Zusammen können wir mehr investieren, uns mehr trauen und mehr wagen." Als Gruppe seien die vier Autohäuser für mögliche Fehler deutlich resistenter.

An der Holding sind die vier Autohäuser mit je rund 25 Prozent beteiligt. Ein kleiner Anteil gehört der Ostbayerische Mittelstandbeteiligungs-GmbH, die den Zusammenschluss begleitet hat. Das garantiert, dass die Beteiligten bei strittigen Fragen zu einem Ergebnis kommen.

Alles sechs Geschäftsführer – neben Just sind dies Niels Marnet, Frank Müller, Norbert Sorg, Frank Göthling und Marcus Müller – treffen kleinere Entscheidungen für die Zuständigkeitsbereiche selbst. Neben einem gruppenübergreifenden Thema tragen sie weiterhin die Verantwortung für das eingebrachte Autohaus. Bei größeren Entscheidungen kommt der Sechser-Rat ins Spiel. Kann der sich nicht einigen, wird das Thema an die Gesellschafter weitergereicht.

Das Konstrukt erscheint sinnvoll, erfordert aber viel Vertrauen. Das bauten die Autohausgruppen zum Teil durch jahrzehntelange Zusammenarbeit auf. Weitere Aspekte einen die Unternehmen: Alle sind ertragsstark und haben in etwa die gleiche Größe. Der Zusammenschluss kann für die Branche als Vorbild gelten, ist aber entsprechend schwierig.

Die neue Gruppe hat derzeit 38 Standorte. Daran soll sich auch zunächst nichts ändern. "Wir treten nicht an, um aktiv andere aufzukaufen", so Just. "Wir sind aber offen für Übernahmen." An Angeboten dürfte es derzeit nicht mangeln. Was die vier Gesellschafter nicht wollen: Die Gruppe für weitere Gesellschafter öffnen.

Bislang hat die Gruppe vorwiegend die Marken des VW-Konzerns im Angebot: Neben Volkswagen Pkw und Nutzfahrzeugen sind dies Audi, Skoda sowie Seat und Cupra. Weitere sind denkbar: "Es gibt noch andere attraktive Marken, dafür sind wir offen", sagte Niels Marnet, der für den Neuwagenvertrieb verantwortlich ist. Konkrete Gespräche laufen bislang nicht.

Zu ihren künftigen Plänen äußern sich die Geschäftsführer nur wenig detailliert. Man wolle Synergie schöpfen und das Geld effizienter investieren. Durch den gemeinsamen Einkauf hoffe man auf bessere Preise.

Klar ist, dass das neu geschaffene Unternehmen mit seinen 2500 Mitarbeitern nicht nur möglichst rasch zusammenwachsen, sondern auch viele aktuelle Themen angehen will. Nicht zuletzt dafür werden 100 neue Mitarbeiter gesucht. So soll ein Digitalvertrieb aufgebaut werden, um Fahrzeuge online zu verkaufen. Im Abo-Geschäft sucht man nach einer White-Label-Lösung. Das bundesweite Großkundengeschäft soll ausgebaut werden.

In Frankfurt will Avemo ein Logistik- sowie ein Karosserie- und Lackzentrum aufbauen. Hier könnte eine Drehscheibe für die Rücknahme und Aufbereitung der Fahrzeuge entstehen. Diverse Tätigkeiten wie Smart Repair und Karosseriearbeiten sollen wieder in das Unternehmen zurückgeholt werden.

Bereits im Januar hat die Gruppe das Tochterunternehmen Avemo IT gegründet. Die derzeit 24 Mitarbeiter sollen zunächst die eigene Systemlandschaft vereinheitlichen. Mit 124 Programmen arbeiten die vier Autohausgruppen derzeit, das soll deutlich weniger werden.

"Intern wollen wir künftig papierlos arbeiten", kündigte Norbert Sorg, der als Avemo-Geschäftsführer für die IT zuständig ist, an. In einem nächsten Schritt will die Avemo IT ihre Dienste auch Dritten anbieten.

Aus dem Datencenter:

Die 100 größten Autohandelsgruppen in Deutschland