Hilgenberg sieht Erfolg "auf lange Sicht"

Volkswagens Softwaretochter Cariad beschäftigt erstmals mehr als 5000 Mitarbeiter. "Wir haben mehr als 5000 Menschen unter einem Dach vereint, die von stolzen Marken wie Porsche AG, Audi AG, Volkswagen AG, Hella Aglaia oder Tesla, IBM oder SAP zu uns kommen und Tag für Tag zusammenwachsen, um auf unsere gemeinsame Mission hinzuarbeiten", äußerte sich Cariad-CEO Dirk Hilgenberg auf der Business-Plattform LinkedIn. Eine der Herausforerungen bestehe darin, den "bunten Haufen" auch kulturell zusammenzuführen, wie er kürzlich einräumte.

Cariad hat demnach erst die Hälfte des geplanten Teams zusammen: Früheren Angaben zufolge soll Cariad bis Ende des laufenden Jahres 10.000 Mitarbeiter haben. Auch die Zahl 12.000 wurde gegenüber der Automobilwoche schon einmal als Ziel genannt.

Hilgenberg sieht sich gerade vor großen Herausforderungen und räumt ein, dass der Zeitplan wackelt, in dem Cariad seine Entwicklungen in Konzernautos implementieren kann. "Es ist nicht unerwartet, dass nicht alles nach Plan läuft", schrieb er in einem offenen Brief an die Mitarbeiter vor wenigen Wochen, als die Kritik in den Medien immer lauter wurde.

Es werde zu wenig erklärt, was die Mannschaft bislang geleistet hat, etwa, dass die Unternehmensprozesse stabilisiert oder ein neuer CI/CD-Prozess aufgebaut worden sei. Und er nennt die Kooperation mit dem Zulieferer Bosch als positive Entwicklung: "Wir beschleunigen die Entwicklung des automatisierten Fahrens: Wir haben das geistige Eigentum und die Ressourcen von Bosch und Cariad vereint, um die Geschwindigkeit zu erhöhen", so  Hilgenberg. Auch die neue skalierbare Softwareplattform kommt laut Hilgenberg ans Laufen: An den Aufgaben "Architecture Freeze", "Reference Car for Concept Validation" und dem Aufbau der Entwicklungsflotte zur Datenerfassung sei bereits ein Haken dran ("Check").

Die aktuellen Probleme will er nicht beschönigen. "Wir sind auf lange Sicht dabei!", sagt Hilgenberg. Der VW-Manager ist laut Konzernchef Herbert Diess aktuell eine der wichtigsten Personen im Volkswagen-Konzern. Seit August 2020 ist Hilgenberg CEO von Volkswagens Softwareschmiede, nachdem dort der Start des Unternehmens missglückt war.

Cariad – kurz für "Car, I’m digital" – ist eines der größten Transformationsprojekte überhaupt. Bis zum Jahr 2030 will VW einer der größten Anbieter von Automobilsoftware weltweit sein. "Unser Ziel: Bis zu 40 Millionen Fahrzeuge werden auf unseren Plattformen fahren." Diese Mission sei nicht nur für Cariad und VW relevant, sondern für Deutschland und Europa insgesamt. Hilgenberg: "Es ist die Chance, eine der letzten technologischen Domänen für Europa zu beanspruchen – Automobilsoftware wird Mehrwert und Arbeitsplätze schaffen, die weit über unsere eigene Branche hinausgehen."

Dirk Hilgenberg erklärt seine Strategie und seine Herausforderungen am 23. Juni 2022 auf der Konferenz "Transformation now". Anmeldungen für das Topereignis: transformation-now.tech