BYD baut sich seine Träume

Zum Halbjahr gab es eine Schlagzeile, die viel Aufmerksamkeit erregte: "BYD überholt Tesla". In Bezug auf die Halbjahreszahlen 2022 hat erstmals ein Elektroautohersteller den Weltmarktführer geschlagen. Dass BYD auch die Plug-in-Hybridmodelle dazu zählte, stand erst weiter unten.

BYD nennt sich selbst den "weltweit führenden Elektroautohersteller", ohne dass Tesla-Chef Elon Musk das bislang auf Twitter dementiert hätte. Und das Wachstum ist tatsächlich beachtlich: Die Auslieferungen von BYD – kurz für Build Your Dreams – stiegen in den sechs Monaten um 315 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

"BYD Auto führt das EV-Wachstumsrennen an", sagt Alan Goldberg, Marktanalyst bei BestBrokers. 641.000 Fahrzeuge verkauften die Chinesen – knapp 14 Prozent mehr als Tesla.

Bislang ist das Wachstum fast nur auf China selbst beschränkt, auch wenn BYD erste Fahrzeuge auch in Australien oder Südamerika verkauft. Doch nun startet das Unternehmen seine globale Expansion und geht jetzt Europa an. Damit scheint es, als würde BYD vorerst seine neu gewonnene Marktführerschaft nicht verlieren.

In Den Haag stellte das Unternehmen nun seine Europa-Strategie vor. BYD kommt mit dem Modellen Han, Tang und Atto 3 zunächst nach Skandinavien (Norwegen ist als Pilotmarkt bereits gestartet) und Benelux, hier gehen die Modelle schon im September in den Handel. In Deutschland, so sagt es General Manager Brian Yang, soll der Handel bis Ende des Jahres starten. Hier ist das Unternehmen kurz davor, den lokalen Handelspartner zu benennen.

BYD ist schon in den 90er Jahren gegründet worden und versteht sich eher als Technologieunternehmen denn als Autobauer. So sieht sich das Unternehmen seit mehr als zwei Jahrzehnten als Vorreiter in der Entwicklung von Elektrobatterien.

Beispiel Blade-Batterie: Diese Technologie verwendet als Kathodenmaterial Lithium-Eisen-Phosphat (LFP), das ein wesentlich höheres Maß an Sicherheit bietet als herkömmliche Lithium-Ionen-Batterien. LFP hat von Natur aus eine hohe thermische Stabilität und ist zudem kobaltfrei. Außerdem sei LFP-Material sehr langlebig und robust, so BYD.

Und jetzt ist die Zukunft elektrisch. Die Produktion von reinen Verbrennern wurde im März 2022 eingestellt, um sich voll auf "New vehicles" zu konzentrieren. Die europäischen Modelle sind die E-Segment-Limousine Han, das Familien-SUV Atto 3 (C-Segment) und das Siebensitzer-SUV Tang; alle entwickelt vom ehemaligen Audi-Designer und heutigen BYD-Designchef Wolfgang Egger.

Das Management so selbstbewusst, dass kein Superlativ zu klein erscheint, um die Autos zu beschreiben. So ist noch kein Chinese auf dem Mutterkontinent des Automobils aufgetreten.

BYD hat sich bewusst gegen den Direktvertrieb in Europa entschieden, sondern Handelsgruppen als Partner gesucht. Louwman in den Niederlanden, Christiansen Group in Dänemark, RSA in Norwegen und Shlomo Motors in Israel. Die Hedin Mobility Group ist für Schweden und Deutschland zuständig, wobei für Deutschland wiederum ein lokaler Autohaus-Partner gesucht wird. Als nächstes wird sich BYD auf der Paris Auto Show präsentieren.

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