Kahlschlag bei Jaguar Land Rover

Dem Händlernetz von Jaguar in Deutschland droht der Kahlschlag. Nach Informationen aus Händlerkreisen will der Hersteller im Rahmen seiner Neupositionierung als vollelektrische Luxusmarke bis 2025 ein Agenturmodell einführen und im Zuge dessen mehr als zwei Drittel seiner Händlerpartner in Deutschland vor die Tür setzen. Von den mehr als 90 Händlern sollen nur noch etwa 28 übrig bleiben. Die Verträge sollen mit zweijähriger Frist zu Ende 2024 gekündigt werden.

Das ist dem Vernehmen nach zwar noch nicht passiert, an den Absichten von Jaguar Land Rover Deutschland bestehen jedoch wenig Zweifel: Die verbleibenden 28 Händler sollen bereits in der übernächsten Woche (am 18. Oktober) nach England reisen. Dort werden dann die neuen Modelle gezeigt, mit denen Sie ab 2025 im Agenturmodell antreten sollen.

Einer, der dabei ist, hofft, dass es dann auch nähere Einzelheiten zu den Konditionen im Agenturmodell gibt. "Keiner weiß, was genau kommt. Wie die Festlegung sein wird, weiß noch keiner. Das wird noch spannend", sagt der Händler der Automobilwoche.

Weder Jaguar Land Rover Deutschland noch der Verband der Deutschen Jaguar- und Land-Rover-Vertragspartner (VDJL) äußerten sich gegenüber der Automobilwoche. Der Verband hatte seine Mitglieder jedoch kürzlich zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung geladen.

Denn auch bei Land Rover liegt einiges im Argen – so sehr, dass die Jaguar-Pläne manchem fast erträglicher scheinen. "Der schlimme Teil ist Land Rover", sagt ein Partner. Wie Händler berichten, will der Importeur einseitig und ohne Vertragskündigung die Händlermargen halbieren. Berichten des Magazins "Autohaus" zufolge sind vier Prozent Grundmarge, vier Prozent Leistungsbonus und ein Prozent für CI geplant.

Im Gegenzug für die Einschnitte soll es zwar Entlastungen an anderer Stelle geben, etwa beim Werbebudget. Diese würden die Kürzung aber nur zu einem Bruchteil ausgleichen, berichten Händler: "Das ist dann unterm Strich vielleicht nicht die Hälfte, sondern nur ein Viertel weniger."

Was den Partner, der anonym bleiben möchte, besonders stört: Die Pläne wurden offenbar vorgelegt, ohne dass darüber vorher gesprochen worden wäre. "Das wäre sicher besser gewesen, wenn man sich vorher an einen Tisch setzt", sagt er.

Die Pläne von JLR wollen die Händler nicht hinnehmen. Die auf der Tagung nahezu vollzählig anwesenden Partner votierten einstimmig dafür, dass der Verband weiter mit Jaguar Land Rover Deutschland verhandelt. Zu diesem Zweck kehrte auch der frühere Verbandspräsident Rolf Weinert noch einmal in den Vorstand des VDJL zurück.

Dass die Händlervertreter etwas erreichen können, davon sind viele Händler überzeugt: "Ob das am Ende so kommt, glaube ich noch nicht. Das werden die so nicht durchkriegen. Das Votum (der Mitgliederversammlung, d. Red.) war da schon eindeutig", sagt ein JLR-Partner.

Aus dem Datencenter:

Zufriedenheit des deutschen Markenhandels laut MarkenMonitor 2001 bis 2022