Für die einen ist er das "Dreckige Dutzend", für die anderen ist der Zwölfzylinder das Leidenschaftlichste, was ein Motorenbauer überhaupt erschaffen kann. Und niemand hat dafür mehr Verständnis als Lamborghini. Schließlich ist wahrscheinlich nicht einmal Nachbar und Erzrivale Ferrari derart eng mit dem V12-Motor verbunden wie die italienische VW-Tochter, die diesem Prinzip mit Autos wie dem Countach, dem Diablo oder dem Murcielago ein soundgewaltiges Denkmal gesetzt hat.
Und jetzt gerade geht wieder eine Ära zu Ende und in Sant’Agata werden die letzten Exemplare des Aventador ausgeliefert. Doch statt danach Schluss zu machen mit dem Zwölfender und sich dem Geist der Zeit zu beugen, schallt ein trotziges "jetzt erst recht" aus den Werkshallen in der Emilia Romagna. Denn nur weil alle Welt plötzlich unter Strom steht, muss der Stier noch lange nicht seine Hörne strecken.
Statt deshalb allein auf Elektro zu setzen, entwickeln die Italiener den V12 kurzerhand weiter, kombinieren ihn mit gleich drei E-Motoren und einem wenn auch nur winzig kleinen Puffer-Akku und stoßen mit ihrem ersten Plug-in-Hybrid in neue Dimensionen der Fahrdynamik vor. Wenn Ende des Jahres die ersten Exemplare des Revuelto in den Handel kommen, wird die Lücke zu Bugatti deshalb wieder etwas kleiner. Das gilt für die vereinte Leistung von irrwitzigen 1015 PS und auch für den Preis, den man vorsichtig an der Grenze zur haben Millionen taxieren kann.