Das Agenturmodell ist der Megatrend im Handel. Nur eine kleine Riege Hersteller wie Kia, Hyundai, Renault, Toyota oder Mazda hält am selektiven Vertrieb fest - so scheint es. Tatsächlich aber bewegen sie sich auch in Richtung Agentur. Das legt der Blick in die Verträge nahe.
"Mit ihren neuen Händlerverträgen betreiben viele Marken Rosinenpickerei. Sie suchen sich die Vorteile der Agentur heraus, ohne gleichzeitig die Nachteile in Kauf nehmen zu wollen", sagt Rechtsexperte Tim Vogels, der zahlreiche Händlerverbände bei Verhandlungen begleitet.
So streichen die OEMs die Grundmargen radikal auf Werte zusammen, wie sie auch in der Agentur üblich sind. Sechs Prozent etwa gibt es künftig bei Hyundai und Renault. Bei Kia sind es sieben bis neun Prozent, und Toyota gewährt seinen Händlern für das E-Modell bz4x gerade einmal vier Prozent Marge. Zum Vergleich: Mercedes und BMW zahlen in der Agentur sechs bzw. 5,5 Prozent fixe Vergütung.
"Die Vertriebskosten sind der letzte größere 'Pot of Gold' in der Automobilbranche. Niemand kann es sich leisten, diesen zu ignorieren", sagt Marcus Hoffmann, Partner bei Strategy&. Da die Hersteller die Preise nicht wie in der Agentur selbst festlegen können, ermöglichen knappe Margen zudem Preiskontrolle, weil sie Spielraum für Intrabrandwettbewerb nehmen.