Sajjad Khan geht zu Porsche

Der Aufsichtsrat von Porsche will Sajjad Khan in den Vorstand berufen. Der 48-Jährige soll sich dort hauptsächlich um das Thema Car-IT kümmern. Nebenbei könnte er auch den VW-Konzern beraten, der momentan große Probleme beim Thema Software hat. Porsche-Chef Oliver Blume, ist seit September in Personalunion Vorstandsvorsitzender des Konzerns, freut sich über den "ausgewiesenen Digital-Experten". Khan soll die Umsetzung der Transformation vorantreiben.

VW plant den Aufbau einer eigenen Software, die ähnlich wie die bekannten Hardware-Plattformen in vielen Modellen unterschiedlicher Marken eingesetzt werden soll. Die Entwicklung läuft jedoch schleppend, Porsche und Audi mussten deshalb schon den Anlauf neuer Modelle verschieben und setzen zumindest vorübergehend auf eine eigene Lösung. Die Probleme sollen ein Grund für die Ablösung von Blumes Vorgänger Herbert Diess gewesen sein, dessen Vertrag erst kürzlich verlängert worden war und der unter anderen direkt für die VW-Softwareschmiede Cariad verantwortlich war.

Die ursprüngliche Idee, so viel wie möglich selbst zu entwickeln, scheint vom Tisch zu sein: VW hat bekannt gegeben, enger mit Zulieferern wie Continental zusammenarbeiten zu wollen. Blume war schon zuvor der Ansicht, dass Kooperationen im Bereich Software unvermeidlich seien, um mit amerikanischen IT-Firmen mithalten zu können. Unternehmen wie Google und Apple drängen schon länger mit ihren Lösungen ins Auto. Dabei geht es um künftige Geschäftsmodelle und um viel Geld, denn wer den Zugang zu den Kunden hat, kann weitere Geschäfte mit ihnen machen.

Die Pressemitteilung ist ungewöhnlich vage gehalten: Noch steht nicht fest, wann der Aufsichtsrat entscheiden wird. Das Gremium "beabsichtigt", ihn in den Vorstand zu berufen. Khan könne seine Tätigkeit aufnehmen, "sobald er hierfür zur Verfügung steht". Nähere Angaben machte Porsche nicht. Denkbar wäre eine Sperrklausel in seinem Vertrag mit Mercedes, seinem früheren Arbeitgeber. Khan hatte den Autobauer im August 2021 nach sechs Jahren überraschend verlassen, um einen Technologie Venture-Capital Fond aufzubauen. Gerüchten zufolge soll es Auseinandersetzungen mit anderen Vorstandsmitgliedern gegeben haben.

Bei Mercedes war er als Chief Technology Officer für Themen wie Vernetzung, autonomes Fahren und Elektroantrieb tätig. Das zu seiner Zeit entwickelte Infotainmentsystem MBUX galt als wegweisend für die Branche. Mit dem EQS hat Mercedes eins der besten derzeit auf dem Markt befindlichen Elektroautos im Programm, der Drive Pilot ist zudem das bisher einzige System, das autonomes Fahren nach Level 3 erlaubt. Vor seiner Tätigkeit für Mercedes hat Khan von 2011 bis 2015 bei BMW gearbeitet, auch dort war er für das Thema Vernetzung zuständig. Er gilt als einer der führenden Experten für das Thema Software im Automobilbereich.

Der Porsche-Vorstand würde mit der Berufung von Khan auf acht Mitglieder wachsen. Eine der ersten Amtshandlungen von Blume als VW-Chef bestand darin, den zwölfköpfigen Konzernvorstand zu verkleinern.

Aus dem Datencenter:

Marktvolumen von Software im Fahrzeug 2020 und Prognose