Wenn Kunden im Autohaus ihre Versicherung abschließen, werden sie auch dorthin zur Reparatur gesteuert. Vertragswerkstätten sind aber teurer als freie Betriebe. Wirkt sich das auf die Prämien der Kunden und Ihre Erträge aus?
Amann: Der Kunde entscheidet sich bewusst dafür, dass er nicht in eine Werkstatt gesteuert wird, die er nicht kennt, sondern zu dem Autohändler, bei dem er das Auto gekauft hat und dem er vertraut. Unser Geschäftsmodell ist, das zu unterstützen. Viele Kunden schauen eben nicht nur auf den Preis, sondern auch auf den Service und die Marke.
Wie wollen Sie sicherstellen, dass Kunden weiter bereit sind, dafür einen Aufpreis zu zahlen?
Krüger: Nehmen wir Audi. Wenn Sie einen Schadenfall haben, müssen Sie in den neuen Modellen nur noch auf den Serviceknopf drücken. Dann werden Sie automatisch in ein Servicecenter durchgestellt. Das organisiert den Abschleppwagen zur nächsten Vertragswerkstatt und übermittelt dorthin alle Fahrzeugdaten für Reparatur und Schadenabwicklung mit uns. Der nächste Schritt ist, dass das Auto der Werkstatt auch meldet, welche Teile im Detail kaputt sind.
Amann: Der Kunde muss sich um nichts mehr kümmern. Wenn er möchte, werden die Daten automatisch in unser Schadensystem überspielt, von uns verarbeitet und die Reparatur oder die Erstattung des Schadens organisiert. Diese automatisierte Schadenmeldung werden wir weiter ausbauen, um den Prozess für den Kunden so einfach wie möglich zu machen.
Abgesehen von der embedded insurance: Welche weiteren neue Produkte, Services, Dienstleistungen sind in momentan in Planung?
Amann: Embedded Insurance ist ein Schlagwort, unter dem wir viel zusammenfassen und das wir noch deutlich weiterentwickeln wollen. Aktuell erfassen wir in der Prämie statisch ob ein Fahrassistenzsystem im Fahrzeug verbaut ist. Perspektivisch interessiert uns aber auch, ob diese Systeme an- oder ausgeschaltet sind. Auch kilometer- und fahrverhaltensbasierte Tarife sind ein Thema, an dem wir arbeiten. Eine erste Version davon wollen wir im Laufe des Jahres auf den Markt bringen.
Gerade in Deutschland sind Verbraucher im Hinblick auf solche datenschutzrelevanten Themen häufig skeptisch. Wie hoch schätzen Sie die Bereitschaft der Autofahrer ein, sich tracken zu lassen?
Amann: Das ist beim Thema Fahrverhalten immer wieder die Frage. Aber das Angebot ist ja kein Muss. Und wir schauen sehr sorgfältig welche Daten wir wirklich benötigen. Bei Informationen zu Fahrassistenzsystemen oder Laufleistung sind die Kunden deutlich offener als bei Daten zur Geschwindigkeit.
Krüger: Im Vergleich mit anderen Ländern sind deutsche Kunden in der Tat etwas zurückhaltender. In den USA ist das deutlich verbreiteter. Der Grund dafür ist ganz einfach, dass die Menschen dort gelernt haben, dass das auch Vorteile für sie hat. Das müssen wir in Deutschland noch erleben. Wir wollen Kunden ermuntern, das einfach einmal auszuprobieren. Und wenn es ihnen nicht zusagt, wechseln sie in einen anderen Tarif. Wir brauchen beim Thema Versicherung insgesamt etwas mehr Leichtigkeit.
Vielen Dank für das Gespräch!