Fast täglich machen Hackerangriffe auf Unternehmen oder Staaten Schlagzeilen. Meist geben sich die Betroffenen schweigsam. Viele zahlen Lösegeld für ihre Daten. Nicht so Anja Bauer. Die Chefin der gleichnamigen Autohausgruppe nahm den Kampf an und schildert ihre Erlebnisse in ihrem Buch "Hackerangriff im Autohaus".
Wer von Hackern attackiert wurde, redet meist nicht gerne darüber. Sie hingegen gehen offen damit um. Was bewegt Sie dazu, Frau Bauer?
Ich habe nie verstanden, warum man darüber nicht sprechen sollte – vor allem wenn man nichts falsch gemacht hat. Es lässt sich ohnehin nicht vertuschen, weil man alle Mitarbeiter, Kunden und Geschäftspartner informieren muss.
Die Hacker haben Ihr Unternehmen über Monate hinweg ausgespäht und am 11. Juni 2022, einem Samstag, schließlich zugeschlagen. Wo hat Sie die Nachricht erreicht?
Am Frühstückstisch. Wir hatten am 10. Juni ein Betriebsfest, bei dem wir das Ende der Coronazeit gefeiert haben. Das wussten die Hacker natürlich und sie konnten die ganze Nacht ungestört "arbeiten". Am nächsten Morgen stellte unser IT-Chef Tim Krämer dann fest, dass die Server heruntergefahren waren und niemand mehr Zugriff hatte. Es gab lediglich auf einem Server eine Textdatei der russischen Hackergruppe Black Basta. Darin teilten uns die Erpresser mit, dass unsere IT verschlüsselt sei. Wir sollten einem Link ins Darknet folgen, wo uns das weitere Vorgehen und die Erpressersumme mitgeteilt würden. Mit dieser Info rief Tim uns dann an.
"IT verschlüsselt" klingt abstrakt. Was bedeutet das in der Praxis?
Ausnahmslos jeder unserer Rechner und alle Server waren schwarz. Keiner konnte mehr irgendetwas am Rechner machen. Damit gab es im ganzen Unternehmen plötzlich keinerlei Daten oder Prozesse mehr. Viele denken bei einem Hackerangriff nur an den Verlust der Daten, viel schlimmer sind aber eigentlich die Prozesse.