Northvolt bremst Ausbau: Auswirkungen für Werk in Heide?

Northvolt-Chef Peter Carlsson hat Politik und Autoindustrie mit einem Interview aufgeschreckt. Der schwedischen Wirtschaftszeitung "Dagens Industri" sagte Carlsson: "Mit unseren Wachstumsplänen waren wir etwas zu aggressiv und das überprüfen wir nun."

Unklar blieb zunächst, was das für Heide in Schleswig-Holstein bedeutet. Dort entsteht derzeit eine Northvolt-Batteriefabrik, deren Ansiedlung mit rund 900 Millionen Euro aus Steuermitteln gefördert wird. Ein Unternehmenssprecher sagte dem NDR, man überprüfe jetzt den Zeitplan, stehe aber hinter der Expansion nach Deutschland.

Northvolt gilt als ein Schlüsselunternehmen, das Europas Autobauer vor zu großer Abhängigkeit von asiatischen Batterieherstellern bewahren soll. VW und BMW sind an dem Unternehmen beteiligt.

Wegen der schwächelnden Nachfrage nach E-Autos gibt es derzeit jedoch Überkapazitäten bei Batterien. Das macht Northvolt zu schaffen – darüber hinaus ringt das Unternehmen mit hausgemachten Problemen.

Derzeit plant beziehungsweise errichtet Northvolt neue Anlagen nahe Göteborg (zusammen mit Volvo), in Heide sowie in Montreal (Kanada). Produziert wird bereits im Stammwerk in Skellefteå – und dort, im Norden Schwedens, liegt die Wurzel der Northvolt-Probleme. 

Diese Fabrik sollte schon seit 2023 mit voller Kapazität produzieren. Mittlerweile spricht Northvolt von 2026. Über Qualität und Lieferprobleme wird diskutiert, seit BMW unlängst einen Zwei-Milliarden-Auftrag bei dem Unternehmen stornierte.

Zudem macht Northvolt wegen ungeklärter Todesfälle in Skellefteå seit Wochen Negativschlagzeilen in Schweden. Derzeit laufen deswegen Ermittlungen.

CEO Carlsson will nun offenbar zunächst die Probleme in seinem Stammwerk lösen und die Produktionskapazität dort auf 100 Prozent bringen. "Um in Deutschland und Montreal voranzukommen, ist es von grundlegender Bedeutung, dass Skellefteå das Stammwerk ist, auf dem der Plan beruht", sagt Carlsson.

Bisher sehen die Pläne für das deutsche Werk in Heide einen Produktionsstart im Jahr 2026 vor. Die Ansiedlung von Northvolt soll 3000 Arbeitsplätze bringen. Das Unternehmen spricht von Investitionen in Höhe von 4,5 Milliarden Euro, wovon der deutsche Staat rund ein Fünftel über Fördermittel beisteuert.