VW rechnet mit Auftragsstau bis 2023

Lichtblick für VW-Kunden, die auf ihren Neuwagen warten: Nach den jüngsten Engpässen wegen fehlender Teile rechnet der Konzern im zweiten Halbjahr wieder mit spürbar höheren Produktionszahlen. "Wir erwarten im zweiten Halbjahr eine höhere Produktion", sagte Finanzvorstand Arno Antlitz bei der Vorlage der Halbjahresbilanz. "Wir sind zuversichtlich, dass wir die Produktion hochfahren können und damit auch die Auslieferungen."

An den langen Lieferzeiten von zum Teil mehr als einem Jahr werde das kurzfristig aber wenig ändern, räumte Antlitz ein. Denn bis Jahresende werde es kaum gelingen, den Auftragsstau abzuarbeiten. "Wir haben volle Auftragsbücher. Und wir rechnen damit, dass sie nach Ende des Jahres noch gut gefüllt sein werden", sagte Antlitz.

Der Auftragsstau führt längst zu langen Wartezeiten bei Neuwagnkunden. "Wir haben wirklich lange Lieferzeiten", räumte Antlitz ein. Auf einen neuen Elektro-Volkswagen müsse man derzeit sechs bis acht Monate warten, auf einen Audi sogar noch länger. "Da müssen sie ein Jahr oder länger warten."

Das sei zwar schlecht für die Kunden, die lange auf ihre Fahrzeuge warten müssen, helfe dem Hersteller aber, durch die sich abzeichnende Konjunkturabkühlung zu kommen. "Der Auftragsvorlauf wird uns in jedem Fall noch durch das erste Quartal 2023 tragen", so Antlitz. Das sei gerade angesichts der sich abzeichnenden konjunkturellen Abkühlung eine gute Basis. "Dass wir volle Auftragsbücher haben, macht uns zuversichtlich. Unser Auftragsbestand wird uns durch diese schwierige Zeit tragen."

Vor allem bei den E-Modellen sei die Nachfrage hoch. Beim ID.5 etwa liege sie sogar deutlich über den eigenen Erwartungen. Um die Nachfrage auch befriedigen zu können, helfe der jüngst erfolgte Start der E-Auto-Fertigung in Emden, Hannover und Chattanooga. Dadurch steige die Kapazität für die E-Modelle deutlich. Ende des Jahres werde man allein bei den MEB-Modellen wie die ID-Familie auf eine Kapazität von 1,2 Millionen Fahrzeuge kommen, so Antlitz.

Das US-Werk-Chattanooga, wo erst vor wenigen Tagen die ID.4-Produktion angelaufen war, soll bereits im kommenden Jahr seine volle Kapazität erreichen, kündigte Antlitz an. Dann werde man dort 100.000 Fahrzeuge pro Jahr bauen können, die ausschließlich in die USA und nach Kanada gehen. Ende des Jahres werde man in Chattanooga bereits nah an der vollen Kapazität sein. "Im kommenden Jahr sollten wir die 100.000 dann erreichen." Das bringt dann auch Entspannung für die europäischen Werke, wo bisher auch die ID.4 für den US-Markt gebaut wurden.

Ganz verzichten werde man auf E-Auto-Importe aus Europa aber nicht, fügte Antlitz hinzu. So werde der Audi Q4 e-tron für den US-Markt weiter aus Zwickau kommen. Auch aus Emden werde man ein weiteres Modell nach Amerika exportieren. Dabei dürfte es sich um den Elektro-Passat ID Aero handeln, der 2023 in Emden anläuft und ab 2024 auch in den USA angeboten werden soll.

VW prüfe aber, weitere Modelle in den USA zu bauen. Etwa den für 2026 angekündigten Elektro-Pick-up Scout. Der Pick-up-Truck sei dabei das Schlüsselmodell der neuen Marke, sagte Antlitz. Daneben ist als zweites Modell ein schweres Elektro-SUV geplant, mit dem VW gezielt die Geschichte der früheren Geländewagenmarke aufgreift. Gebaut werden sollen beide Modelle dann direkt in den USA. Wo genau, werde noch geprüft.

Bei dem Teilemangel, unter dem die Produktion zuletzt massiv litt, sieht Antlitz eine erste Entspannung. Bei den Halleitern zeichne sich eine Entspannung der Liefersituation ab, die Probleme mit den Kabelbäumen aus der Ukraine habe man inzwischen im Griff.  "Das Kabelbaumproblem ist unter Kontrolle." Und auch in China, wo die Corona-Lockdowns zuletzt Produktion und Lieferketten belastet hatten, sehe man eine Entspannung.

Für Entwarnung sei es aber noch zu früh: "Die Probleme in China werden sicher noch bis 2023 und vielleicht darüber hinaus bestehen.“ Hinzu kommen die steigenden Materialkosten. "Das wird eine spürbare Belastung im zweiten Halbjahr werden."

Aus dem Datencenter:

Modellvorschau Volkswagen Plug-in Hybride 2023 und 2024