So wirkt sich der Rekord-Dezember auf die Jahresneuzulassungen aus

Im Dezember 2022 wurden in Deutschland 314.318 Pkw neu zugelassen. Das entspricht einem Plus von 38,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Es kamen 86.688 neue Pkw mehr auf die Straße als ein Jahr zuvor. Es ist das höchste Dezember-Ergebnis aller Zeiten; verglichen mit den fünf Jahren vor der Pandemie betrug das Plus im zurückliegenden Monat fast 24 Prozent.

Allerdings ist diese Entwicklung, wie schon im November, nicht auf steigende Nachfrage zurückzuführen, sondern auf den verstärkten Abbau des immer noch hohen Auftragsbestands. Insbesondere Plug-in-Hybride und reine E-Mobile konnten einen Monat vor dem Auslaufen beziehungsweise der Reduzierung des Umweltbonus verstärkt zugelassen wurden. Die Neuzulassungen dieser beiden Antriebsarten legten in Summe um 93.000 Pkw gegenüber dem Vorjahresmonat zu.

Durch den starken Endspurt drehten die Neuzulassungen des Gesamtjahres sogar noch ins Plus: Sie liegen 1,1 Prozent über Vorjahr. Dennoch sind es die zweitniedrigsten Neuzulassungen seit der Wiedervereinigung. Verglichen mit einem mittleren Jahr vor der Pandemie beträgt das Minus 23 Prozent.

Trotz des starken Dezembers leiden die Neuzulassungen weiterhin unter fehlenden Vorprodukten. Laut dem Verband der Automobilindustrie (VDA) hat sich die Inlandsproduktion der deutschen Hersteller gegenüber dem Vorjahr zwar um zwei Prozent erhöht, liegt aber knapp neun Prozent unter dem Wert von Dezember 2019. Im Gesamtjahr sind elf Prozent mehr Pkw produziert worden als im Vorjahr, dies ist aber immer noch 26 Prozent weniger als 2019.

Der durch die niedrigen Neuzulassungen der vergangenen Monate stark erhöhte Auftragsbestand wird aktuell zwar abgebaut, ein vollständiger Abbau der überhöhten Auftragsbestände bis Ende des ersten Quartals ist aber fraglich.

Die Folgen des starken Anstiegs der Lebenshaltungskosten spiegeln sich in der aktuellen Neuzulassungsentwicklung noch nicht wider und werden auch im ersten Quartal dieses Jahres kaum Einfluss haben. Allerdings muss, wenn der hohe Auftragsbestand abgebaut sein wird, mit deutlich geringeren Neuzulassungen aufgrund der rückläufigen Nachfrage als in den Jahren vor der Krise gerechnet werden.

Einen Hinweis auf sinkende Nachfrage liefern die Auftragseingänge: Laut VDA sind die inländischen Auftragseingänge für deutsche Marken im Dezember um 36 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gesunken. Im Gesamtjahr gingen die inländischen Auftragseingänge um 15 Prozent zurück.

Für das nun laufende Jahr geht die Automobilwoche weiterhin von folgendem Szenario aus: Der Abbau des stark erhöhten Auftragsbestands wird die Neuzulassungen noch einige Monate stützen. So wird erst einmal der Abbau des Auftragsbestands zu einer weiteren positiven Entwicklung der Neuzulassungen führen.

Allerdings werden sich die hohen Zulassungszahlen aus November und Dezember im ersten Quartal negativ bemerkbar machen. Ein großer Teil ist als vorgezogene Zulassungen zu sehen, um noch in den Genuss des alten Umweltbonus zu kommen und um die CO2-Bilanz der Hersteller zu verbessern.

Die negativen Effekte aufgrund des wirtschaftlichen Umfelds, insbesondere der starken Reallohnrückgänge, werden dann im weiteren Jahresverlauf bei den Neuzulassungen überwiegen. Unter diesen Voraussetzungen erwartet die Automobilwoche für das laufende Jahr zirka 2,8 Millionen Neuzulassungen, ein Plus von 5,6 Prozent gegenüber vergangenem Jahr.

Dies wären dann aber immer noch 19 Prozent weniger als im Mittel der fünf vorpandemischen Jahre und – abgesehen von den Jahren 2021 und 2022 – die niedrigsten Neuzulassungen im wiedervereinigten Deutschland.

Die privaten Neuzulassungen verzeichneten im Dezember mit plus 33 Prozent einen geringeren Anstieg als die gewerblichen Zulassungen, die um 41 Prozent zulegten. Es ist das dritte Mal hintereinander, dass der Zuwachs bei den gewerblichen Zulassungen deutlich höher ausfällt. Im Gesamtjahr liegen die privaten Neuzulassungen 4,9 Prozent über Vorjahr. Für die gewerblichen Neuzulassungen beträgt das Minus 0,9 Prozent.

Nachdem die Entwicklung der alternativen Antriebe bis Oktober eher verhalten war, erreichten sie in Summe nach November weitere Rekordwerte und kamen auf einen Marktanteil von 68,7 Prozent. Die reinen Diesel-Pkw kamen auf knapp 34.000 Neuzulassungen und lagen gegenüber dem Vorjahresmonat 4,8 Prozent im Minus. Der Marktanteil betrug 10,8 Prozent, nach 15,7 Prozent im Vorjahr. Die Pkw mit ausschließlichem Benzinantrieb verloren 11,1 Prozent und der Marktanteil fiel auf 20,5 Prozent, 11,4 Prozentpunkte weniger als vor einem Jahr.

Die reinen E-Mobile erreichten mit 104.325 Neuzulassungen und plus 115 Prozent einen neuen Rekordwert. Der Marktanteil stieg auf den Höchststand von 33,2 Prozent. Damit wurde der alte Höchststand vom Vormonat um fast elf Prozentpunkte übertroffen und die Stromer waren eindeutig stärkste Antriebsart.

Die Hybride ohne Stecker legten 11,5 Prozent zu und erzielten einen Marktanteil von 12,8 Prozent und konnten weder volumenmäßig noch nach Marktanteilen alte Höchststände erreichen. Die Plug-in Hybride verbesserten sich um 113 Prozent und erzielten einen Marktanteil von 22,2 Prozent. Es ist der höchste jemals beobachtete Marktanteil für diese Antriebsart. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Fahrzeuge nach Auslauf der Förderung entwickeln.

Bei einem Gesamtmarktanstieg von 38,1 Prozent im Dezember gab es deutliche Unterschiede bei den Top-15-Marken von plus 163 Prozent bis minus elf Prozent. Das deutlichste Plus mit 162,7 Prozent verzeichnete Tesla. Die 17.501 Neuzulassungen brachten die Marke auf Platz fünf vor Opel. Seat, Fiat und Kia konnten sich mit jeweils plus 75 Prozent ebenfalls deutlich verbessern. Verluste fuhr lediglich Skoda mit minus 11,3 Prozent ein. Der resultierende Marktanteil von 3,9 Prozent ist der niedrigste seit knapp zehn Jahren.

Mit einem unterdurchschnittlichen Plus von 30,6 Prozent bleibt VW mit einem Marktanteil von 16,1 Prozent eindeutiger Marktführer. Allerdings ist es der niedrigste Wert der vergangenen neun Monate. Mit einem Anteil von 9,1 Prozent belegte Mercedes Platz zwei vor BMW und Audi (beide 7,1 Prozent). Tesla komplettierte mit einem Marktanteil von 5,6 Prozent die Top Fünf.

Nach zwölf Monaten und einem Gesamtmarktanstieg von 1,1 Prozent sind acht der Top-15-Marken im Plus. Die stärksten Gewinne verzeichnet Tesla mit plus 76,2 Prozent vor Dacia (plus 49,7 Prozent) und Audi mit plus 17,3 Prozent. Die größten Verluste im Jahresverlauf mussten Renault (minus 24,6 Prozent), Opel (minus 10,7 Prozent) und Fiat mit minus 6,1 Prozent hinnehmen.

Die Erholung bei den Neuzulassungen ist noch nicht auf dem Gebrauchtwagenmarkt angekommen. Im Dezember lagen die Besitzumschreibungen 9,5 Prozent unter Vorjahr. Im Gesamtjahr liegen sie 15,8 Prozent im Minus. Verglichen mit dem mittleren Wert des entsprechenden Zeitraums von 2015 bis 2019 beträgt das Minus 23 Prozent. Erst wenn weiter vermehrt im Bestand befindliche Pkw durch Neuwagen ersetzt werden können, ergibt sich Potenzial für eine Belebung des Gebrauchtwagenmarktes. Dies könnte nach den hohen Zulassungen aus November und Dezember in den kommenden Monaten der Fall sein.

Aus dem Datencenter:

Pkw-Neuzulassungen in Deutschland im Dezenber 2022

Neuzulassungen in einem Dezember in Deutschland 2000 bis 2022

Entwicklung der inländischen Auftragseingänge für deutsche Marken bis Dezember 2022

Marktanteile der Top-15-Marken im Dezember 2022 in Deutschland

Top 15 Markenentwicklung Dezember 2022 Deutschland

Marktanteile von deutschen Premium- und Volumenmarken und Importeuren – Dezember 2022 und Entwicklung

Monatliche Marktanteile nach alternativen Antriebsarten in Deutschland Januar 2019 bis Dezember 2022

Marktanteile nach Antriebsarten im Dezember 2022

Marktanteilsveränderung nach Antriebsarten in Deutschland im Dezember 2022

Pkw-Besitzumschreibungen in Deutschland von Januar 2019 bis Dezember 2022