Elon Musk denkt langfristig. Das hat er schon oft bewiesen, unter anderem, als er über Jahre hinweg auf Profit bei Tesla verzichtete, weil er die Gewinne sofort wieder investierte, zum Beispiel in die Entwicklung neuer Modelle und den Aufbau des Supercharger-Netzwerks. Das ist lange her, Tesla ist inzwischen profitabel. Dennoch waren viele Anleger von den Zahlen für das erste Quartal enttäuscht: Obwohl der Umsatz um 24 Prozent auf 23,3 Milliarden Dollar gestiegen ist, sank der Gewinn um 24 Prozent auf 2,5 Milliarden Dollar. Die operative Gewinnmarge lag bei 11,4 Prozent und damit deutlich niedriger als im Vorquartal.
Der Grund waren neben den deutlichen Preissenkungen der vergangenen Wochen auch höhere Rohstoffkosten sowie Ausgaben für den Hochlauf der Fabriken, sagte Musk in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Tesla setze bewusst auf höhere Absatzzahlen und sei bereit, dafür Profit zu opfern, erklärte der Firmenchef seine Strategie. Sein Ziel lautet, möglichst viele Autos auf die Straße zu bringen und damit später Geld zu verdienen. Anders als andere Hersteller, so Musk, verdiene Tesla sein Geld nicht mit dem Verkauf der Autos, sondern später mit Stromtankstellen, Versicherungen und dem autonomen Fahren. „Wir könnten die Autos für null Profit verkaufen“, sagte er.
Wann der Durchbruch beim autonomen Fahren kommen soll, bleibt jedoch offen. Musk zufolge steht er kurz bevor, das verspricht der Unternehmer allerdings schon seit mehreren Jahren. Trotz aller Anstrengungen ist das Tesla-System „Autopilot“ nach wie vor ein Assistenzsystem, das automatisiertes Fahren nach Level 2 erlaubt. Konkurrenten wie Mercedes sind schon weiter.
Warum Elon Musk eine geringere Rendite nicht stört
Die gesunkene Marge bei Tesla hat die Anleger enttäuscht. Doch CEO Elon Musk stört es nicht. Er verfolgt einen Plan.
Gegenüber den etablierten Herstellern hat Tesla den großen Vorteil, sich einen Preiskampf leisten zu können. Die Amerikaner erzielen bereits Gewinn mit ihren Elektroautos, während die meisten anderen Hersteller damit Verluste erwirtschaften. Langfristig geht der Trend eindeutig zur Elektromobilität, nicht nur in China und Europa, sondern auch in den USA. Indem Tesla seine Marktposition festigt, legt das Unternehmen den Grundstein für den Erfolg in der Zukunft.
Musk zufolge gibt es keinen Nachfrage-Einbruch: Auf dem weltgrößten Automarkt China ist Tesla zweitgrößter Elektroauto-Hersteller nach BYD, in Europa war das Tesla Model Y im ersten Quartal das meistverkaufte Auto – nicht nur unter den E-Autos. Auf seinem Heimatmarkt USA ist der Hersteller mit Abstand Marktführer bei den E-Autos, der Marktanteil lag im ersten Quartal bei 62,4 Prozent. Die Gigafactory in Schanghai ist fast ausgelastet, die Fabriken in Grünheide und Austin fahren die Produktion hoch. Das nächste Werk ist bereits geplant, es soll in Mexiko entstehen.
"Wir haben die Chance, in diesem Jahr zwei Millionen Fahrzeuge abzusetzen", so Musk. Vorsorglich wies er aber darauf hin, dass es aufgrund der Zinspolitik der Notenbanken und der geopolitischen Unsicherheiten auch weniger werden könnten. Im vergangenen Jahr hat Tesla 1,31 Millionen Autos verkauft und Musk hat das Ziel von 50 Prozent Absatzwachstum pro Jahr ausgegeben.
Noch immer besteht das Modellprogramm im Pkw-Bereich aus Model S, Model X, Model 3 und Model Y. Dabei soll es aber nicht bleiben. Im Herbst soll endlich der vor mehreren Jahren vorgestellte Pick-up Cybertruck auf den Markt kommen. Das Werk in Texas bereitet sich Musk zufolge auf die Produktion des Fahrzeugs vor, das vor allem in Nordamerika noch einmal für einen kräftigen Absatzschub sorgen dürfte.
Aus dem Datencenter: