"Technologieoffenheit schadet deutschen Autobauern"

Die jahrelange Forderung nach einer technologieoffenen staatlichen Regulierung der Antriebstechnik hat nach Ansicht des Bundesverbandes eMobilität (BEM) Deutschlands Autobauer bei der E-Mobilität in die zweite Reihe zurückgeworfen und "schwer geschadet". BEM-Vorstand Markus Emmert begründete diese Sicht am Mittwoch bei der Messe "Automotive Masterminds" in Berlin mit dem rasanten Wachstum chinesischer Marken in China, den USA und Europa.

Die Elektromobilität werde sich am Markt als führende Technologie im Pkw-Bereich durchsetzen, so Emmert. "Die deutsche Automobilindustrie hat diese Entwicklung gemeinsam mit der Politik lange bestritten und versucht, den Wandel hinauszuzögern. Dadurch konnten insbesondere asiatische Unternehmen den Markt betreten und einen Vorsprung erarbeiten, der schwer einzuholen sein wird", sagte der Verbandsvertreter.

Der Verband zählt nach eigenen Angaben gut 450 Mitgliedsunternehmen mit einem Umsatzvolumen von gut 100 Milliarden Euro und gut einer Million Mitarbeiter. Aus dem Bereich Autohersteller sind Opel, Kia, Lucid, LEVC, Mitsubishi, Nio, Nissan und Skoda Mitglieder.

VW verliere die Marktführerschaft in China an BYD, Tesla dominiere den US-amerikanischen E-Automarkt mit 62,4 Prozent im ersten Quartal und kein deutscher Autobauer biete bislang Fahrzeuge für das bi-direktionale Laden an, während dies Honda, Kia und Hyundai schon im Angebot hätten, sagte BEM-Vorstand Emmert weiter.

In China sei inzwischen kein deutscher Autobauer mehr unter den zehn meistverkauften Modellen vertreten. Dieser Vorsprung sei nun schwer aufzuholen. "Die Diskussion um die Technologieoffenheit in der Fahrzeugproduktion hat dem deutschen Standort schwer geschadet", fasste der Verbandsvorstand seine Bilanz deutscher Automobilstrategie zusammen.

Zu spät für eine Aufholjagd im E-Segment sei es aber in Deutschland noch nicht, sagte der BEM-Vorstand. "Mit einem Marktanteil von aktuell zwei Prozent E-Autos auf deutschen Straßen ist der Kuchen noch nicht verteilt, denn er wird gerade erst gebacken. Die Frage ist vielmehr, wer sich die 98 Prozent holt und ob die deutschen Anbieter mit der internationalen Konkurrenz mithalten können."

Aus dem Datencenter:

Marktanteile nach Antriebsarten im März 2023