Ford Saarlouis steuert auf Streik zu

Die rund 4400 Ford-Mitarbeiter im saarländischen Werk in Saarlouis sind tief enttäuscht von der Unternehmensführung und werden am kommenden Mittwoch über einen unbefristeten Streik abstimmen. Zu der Urabstimmung hat die IG Metall aufgerufen.

Betriebsratschef Markus Thal sagte der Automobilwoche, wenn Ford-Europachef Martin Sander bis Mittwoch keine überzeugende Lösung für die Zukunft des Werkes vorlege, werde die Belegschaft in Streik treten. "98 Prozent unserer Kolleginnen und Kollegen sind Mitglieder der IG Metall und 100 Prozent davon stehen hinter der Entscheidung, notfalls unbefristet zu streiken."

Zu dem Streik wird es kommen, wenn 75 Prozent der stimmberechtigten Mitglieder dafür stimmen. "Die gesamte IG Metall in Deutschland steht hinter uns", betonte Thal. Bei einem Streik muss die Gewerkschaft die erheblichen Streikgelder bezahlen.

Der Betriebsratschef sagte, er hoffe sehr, dass Ford-Europachef Sander endlich sein Versprechen einlöse, und ein Jahr nach der Entscheidung zum Aus der Fertigung in Saarlouis eine Zukunftslösung präsentiere. "Es gibt Investoren, die in Deutschland schnell auf den Markt wollen. Ford muss sich jetzt entscheiden und ein akzeptables Angebot für diese Investoren machen", so Thal. Welche Unternehmen Interesse an dem Standort und einem Großteil der Mitarbeiter haben, sagte er nicht.

Der Betriebsratschef kritisierte, dass Ford nicht schon weit früher mit der Suche nach Investoren für Saarlouis begonnen habe. "Wenn man zwei Werke wie im Falle von Valencia und Saarlouis ins Rennen gegeneinander schickt und weiß, dass nur eines übrig bleibt, dann muss man doch sofort mit Konzepten für das unterlegene Werk beginnen."

Am Donnerstag hatte die IG Metall am Jahrestag der Entscheidung gegen den Standort eine Betriebsversammlung einberufen. Dabei hatte Ford Europachef Sander keinen konkreten Investor benannt. Ein Unternehmenssprecher erklärte, Ford befinde sich "in fortgeschrittenen Verhandlungen mit Investoren mit dem Potenzial, rund 2500 Arbeitsplätze zu schaffen." Ähnliche Äußerungen hatte das Unternehmen aber schon vor Monaten gemacht.

Der Autobauer muss sich in Saarlouis entscheiden, ob er im Falle einer kompletten Schließung für tausende Mitarbeiter hohe Sozialleistungen leisten will, oder ob er im Poker mit Investoren Zugeständnisse macht, die ebenfalls die Kosten treiben können.