Autohero auf Expansionskurs

Der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 baut sein Retail-Geschäft kräftig aus. Das börsennotierte Unternehmen hat für seine B2C-Plattform Autohero drei weitere Aufbereitungszentren für Gebrauchtwagen in Frankreich, Schweden und Österreich eröffnet. Damit steigere man die "Retail-Produktionskapazität" der Auto1 Group bei Vollauslastung um 22 Prozent von 147.400 auf 179.900 Fahrzeuge pro Jahr, teilte das Unternehmen mit. Insgesamt verfügt Auto1 nun über zehn Aufbereitungszentren.

Damit sei das Fundament für weiteres Wachstum bei Autohero gelegt und ein wichtiger Meilenstein für das Ziel erreicht, 90 Prozent der Retail-Fahrzeuge selbst aufzubereiten. "Die Zentren in Frankreich, Schweden und Österreich sind wichtige Bestandteile für unser zukünftiges Wachstum und werden unsere Autohero-Kunden mit Fahrzeugen in hervorragender Qualität begeistern", so Gründer und CEO Christian Bertermann. Wie ambitioniert die Wachstumspläne im Retailbereich sind, macht ein Blick auf die tatsächlichen Verkaufszahlen deutlich. Diese lagen 2022 bei rund 64.000 Einheiten und zum Ende des ersten Halbjahrs 2023 bei etwa 33.000.

Das Insourcing der Gebrauchtwagenaufbereitung dürfte auch vor dem Hintergrund stehen, Prozesskosten zu sparen und endlich die Gewinnzone zu erreichen. Bereits im vierten Quartal 2023 will Bertermann den Break Even erreichen. Zum Halbjahr stand Auto1 bei einem Konzernverlust von rund 77 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum waren es noch minus 134. Der Fortschritt ist vor allem auf eine verbesserte Kostenstruktur zurückzuführen. Der Bruttogewinn pro verkaufter Einheit stieg von 746 Euro im ersten Halbjahr 2022 auf 866 in 2023. Vor allem Autohero konnte im Halbjahresvergleich zulegen, von 882 auf 1.495 Euro pro Fahrzeug. Langfristiges Ziel sind 3.000 Euro.

Die reinen Verkaufszahlen dagegen waren zuletzt eher mau. Insgesamt verkaufte der Gebrauchtwagenhändler im zweiten Halbjahr 2023 rund 299.000 Fahrzeuge. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht dies einem Minus von knapp 11 Prozent.

Deutlich stärker als die Absatzzahlen sanken die Erlöse: Zwischen Januar und Juni 2023 erzielte die Auto1-Gruppe einen Umsatz von 2,85 Milliarden Euro, im zweiten Halbjahr 2022 waren es noch 3,38 Milliarden Euro (minus 15,7 Prozent). Für das Gesamtjahr peilt Auto1 derzeit 625.000 Gebrauchtwagen an.

Analysten zeigten sich zuletzt etwas uneins. Die britische Investmentbank Barclays etwa senkte das Kursziel für Auto1 leicht von 8,10 Euro auf 7,70. Für die bald veröffentlichten Quartalszahlen europäischer Online-Dienstleister und -Händler sei man in Summe nicht ganz so zuversichtlich, hieß es in einer Branchenstudie aus der das Wallstreet Journal zitierte.

Das Analysehaus AlsterResearch wiederum gab angesichts der neuen Aufbereitungszentren eine Kaufempfehlung ab: "Wir betrachten die heutigen Nachrichten als unterstützend, da jedes Gebrauchtwagenproduktionszentrum zu den Effizienz- und Rentabilitätszielen von Auto1 beiträgt. Unserer Ansicht nach sollte dies den Weg des Unternehmens zum operativen Break-even unterstützen, den wir für 2024e erwarten."