Absturz mit Ansage

An Warnungen hat es nicht gemangelt. Schon 2022 schlugen Branchenkenner Alarm, dass Plug-in-Hybriden (PHEV) auf dem deutschen Gebrauchtwagenmarkt ein heftiger Wertverfall droht. Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research (CAR) sprach gar vor einer "potenziellen Zeitbombe".

Nun mehren sich die Zeichen, dass ein Preisrutsch bevorsteht. "Die Restwerte bei Plug-ins zeigen bislang noch keinen dramatischen Absturz. Die Situation gerät jedoch zusehends in Bewegung. Die Preise sinken, und wir glauben, dass sich das noch weiter beschleunigen wird." Das sagt Martin Weiss, Prognoseexperte beim Marktdatenspezialisten DAT. Schon jetzt lägen je nach Segment zwischen Angebots und Verkaufspreisen nicht selten mehrere Tausend Euro Differenz. Die Tendenz belegen auch Zahlen der Gebrauchtwagenplattform Mobile.de. Dort sanken die Preise gebrauchter PHEV von Oktober 2022 bis 2023 von rund 45.000 auf 40.000 Euro

Dabei würden viele Händler derzeit noch steigende Standzeiten in Kauf nehmen, um nicht abpreisen zu müssen, so Weiss. Auch das spiegeln die Zahlen von Mobile.de wider. Laut der Plattform kletterte die Standzeit binnen eines Jahres von 63 auf 70 Tage. Doch diese Strategie werde sich nicht mehr lange halten lassen, warnt Weiss.

Denn die Volumina steigen: Aktuell begännen viele Leasingverträge auszulaufen, die nach Einführung des erhöhten Umweltbonus ab 2020 geschlossen wurden. Bei Mobile.de verdoppelte sich die Zahl der gelisteten PHEV von Oktober 2022 bis 2023 von 46.600 auf 92.600 Fahrzeuge nahezu. "Wer jetzt große Kontingente an Plug-ins zurückbekommt, könnte ein Problem bekommen", sagt Weiss. Es drohen hohe Abschreibungen.

Grund für den Verfall ist die mangelnde Attraktivität als Gebrauchte. Viele PHEV wurden als Dienstwagen angeschafft, weil deren Fahrer von der reduzierten Besteuerung profitierten. Zudem gab es mit dem Umweltbonus üppige staatliche Fördergelder. All das gibt es für Gebrauchtwagen nicht, weshalb für viele Kunden die wichtigsten Kaufargumente gegenüber vergleichbaren und oft günstigeren Verbrennern wegfallen. Gebrauchtwagenkunden seien zudem oft Laternenparker ohne eigene Lademöglichkeit, sagt Weiss. Dementsprechend gering sei die Bereitschaft, einen Aufpreis für die PHEV-Technologie zu zahlen. "Die Nachfrage nach Plug-ins war ein künstlich generierter Markt." Auf dem Gebrauchtwagenmarkt zeige sich nun die "Realität des Marktes".

Diese ist mit dem Wegfall des Umweltbonus auch bei Neuwagen ablesbar. Nach Zahlen des Marktdatenspezialisten Dataforce blieben 2023 nur 15 Prozent der PHEV-Halter beim Neukauf der Technologie treu. 2021 waren es noch 42 Prozent. Die Neuzulassungen von Januar bis September sanken von 215.647 (2022) auf aktuell 123.345.