Mobilitätswende: Lang lebe der Verbrenner!

Der Verbrenner bekommt wieder mehr Luft. Die wenigen Kunden, die sich derzeit in die Showrooms verirren, wollen vor allem eines: kein E-Auto. Viele entscheiden sich für einen Verbrenner, etliche mit einer starken Motorisierung - als Wertanlage.

Das abrupte Aus des Umweltbonus schiebt die Entwicklung weiter an: "Der Vertrauensverlust in die Politik ist gravierend. So kann die angestrebte Mobilitätswende nicht klappen", sagt Christian Rönsch, Geschäftsführer May & Olde. "Ich gehe davon aus, dass der E-Anteil im nächsten Jahr sinkt."

Die aktuellen Entwicklungen schieben den längerfristigen Trend dabei weiter an: Elektromobilität kommt, aber langsamer als geplant.

"Wir gehen weiter davon aus, dass der Markt für reine Elektrofahrzeuge wächst. Auch im nächsten Jahr", sagt dagegen S&P-Analyst Martin Benecke. "Aber wir haben in unseren langfristigen Prognosen die Kurve leicht abgeschwächt."

Damit reagiert der Analyst auf die politischen Rahmenbedingungen für die Hersteller. So hat Großbritannien das Verbrennerverbot wieder fünf Jahre nach hinten auf 2035 verschoben, und die europaweiten Pläne zur Abgasnorm Euro 7 fallen schwächer aus, als von der Autobranche befürchtet.

"Der Druck auf die Hersteller, den Fokus stärker auf Elektro zu legen, hat in den vergangenen Monaten etwas abgenommen", sagt Benecke. Insbesondere die Diskussionen um eine Aufweichung der Euro-7-Pläne werde den Grad der Elektrifizierung nach hinten verschieben.

Die Folge: Die Hersteller können länger am Verbrenner festhalten, mit dem sie gute Margen erzielen. "Das spielt vor allem auch den deutschen Herstellern in die Karten, bei denen nach wie vor preislich attraktive EV-Angebote fehlen", ist der S&P-Analyst überzeugt.

Er geht zwar nicht davon aus, dass die Hersteller eine neue Generation von Verbrenner-Modellen entwickeln, aber "mit dem einen oder anderen Sondermodell und Facelift ist zu rechnen", so Benecke. "Das führt dazu, dass das Produktionsende später kommt und der Lebenszyklus sich verlängert."

Aus dem Datencenter:

Umfrage zum Angebot von Verbrenner mit mehr als vier Zylindern