Das ist Lancias Strategie für die Rückkehr nach Deutschland

Lancia fordert erneut Audi heraus und will dem deutschen Rivalen zeigen, wozu ein Autoenthusiast aus Turin in der Lage ist. Der Kinofilm "Race for Glory - Audi vs. Lancia" läuft in diesen Tagen in Italien an und kommt im Sommer auch in die deutschen Kinos. Er erinnert an die glorreiche Periode der Marke Lancia.

An diese Zeiten will Niccolò Biagioli anknüpfen. Er ist seit Anfang 2023 als Direktor für die drei Premiummarken des Stellantis-Konzerns Lancia, Alfa Romeo und DS in Deutschland zuständig. "Der Film zeigt hervorragend, was für ein Schatz die Marke Lancia ist, wie viel Emotionen und Leidenschaft in der Marke stecken - und wie glaubwürdig sie ist", sagte Biagioli im Gespräch mit der Automobilwoche. Er will die vor sieben Jahren vom deutschen Markt verschwundene Marke wieder in den Köpfen und Herzen der Deutschen verankern.

Dass das keine leichte Aufgabe ist, weiß der Chef der Drei-Marken-Sparte "Premium Brands" nur zu gut. Zuletzt war Lancia nur noch in Italien präsent - und zwar mit einem einzigen, betagten Modell: dem Kleinwagen Ypsilon.

Im Jahr 2025 soll nun die Neuauflage des schicken, kleinen Ypsilon den Weg bereiten. Es ist die Hoffnung auf eine Wiedergeburt von Lancia in mehreren europäischen Märkten.

"Unser Schwerpunkt ist italienische Eleganz und italienische Innenraum-Architektur, gepaart mit einem hohen Qualitätsniveau und erstklassigem Service", formuliert Biagioli das neue Selbstverständnis der Marke. Auf den neuen Ypsilon soll 2026 eine Neuauflage des Mittelklassemodells Gamma folgen und 2028 ein neuer kompakter Delta.

"Die Aufgabe von Lancia ist es nicht, eine weitere Volumenmarke in den Markt zu drücken. Wir werden nicht pushen. Im Vordergrund stehen Qualität und Profitabilität", kündigt Biagioli an. Lancia werde strikt die Strategie von Stellantis-Chef Carlos Tavares umsetzen, wonach Profitabilität vor Absatz steht.

"Lancia will als Marke mit Stil und mit Nachhaltigkeit wahrgenommen werden", sagt Biagioli. Nachhaltigkeit sei dabei kein Marketing-Gag. "Bei unserem jüngsten Konzeptauto Pu+Ra Emotion bestehen 70 Prozent des Innenraums aus wiederverwendbaren Materialien. Im neuen serienmäßigen Ypsilon wird dieser Anteil bereits 50 Prozent betragen, und wir wollen diese Quote immer höher treiben."

Beim Vertrieb von Lancia setzt der Manager in Deutschland auf das dicht gewebte Netz der Stellantis-Marken. Jeder Händler einer Volumenmarke kann eine oder auch alle drei Premiummarken in den von Stellantis praktizierten Agenturvertrieb integrieren. Dies könne zu interessanten Synergien bei Service und Verkauf führen. Voraussetzung ist dabei allerdings die Schaffung einer "Premium-Annahme" für diese Kunden. Der Platzbedarf dafür sei überschaubar, so Biagioli: "Wir fordern ein Minimum von 125 Quadratmetern pro Marke."

Biagiolis Ziel zum Start von Lancia sind rund 25 Verkaufsstandorte quer durch Deutschland. Bei Alfa Romeo sind es derzeit 85, bei DS Automobiles rund 30, wobei mittelfristig 60 Vertriebspartner angestrebt werden. Den Service für Lancia sollen aber deutlich mehr Partner leisten. Biagioli schweben dafür 100 Stützpunkte vor - bei Erfolg.