Kommentar: Sparprogramm bei Mercedes ist nur eine Frage der Zeit

Fast nach Belieben hat Mercedes in den vergangenen Jahren die Preise für seine Autos erhöht.  Während ein Fahrzeug mit Stern vor fünf Jahren noch im Durchschnitt 51.000 Euro kostete, waren es im Jahr 2023 rund 74.200. Dadurch kletterte die Umsatzrendite in schwindelerregende Höhen.

2022 beispielsweise lag sie bei 14,6 Prozent, in einzelnen Quartalen war es noch mehr. Umso härter ist die Landung nach dem Höhenflug während der Covid-Pandemie.

Für 2024 stellt das Unternehmen nach der Gewinnwarnung nur noch 7,5 bis 8,5 Prozent Marge in Aussicht statt zehn bis elf, im zweiten Halbjahr werden es wohl nur sechs Prozent.

Der Hauptgrund für die aktuelle Schwäche liegt in China. Immer stärker macht die dortige Immobilienkrise den Premiumherstellern zu schaffen. Die Menschen tragen ihr Geld lieber auf die Bank als sich ein teures Autos zuzulegen.

Modelle wie die S-Klasse, die in den vergangenen Jahren als Cash-Cow dienten, sind zu Ladenhütern geworden.
 

Und weil Mercedes die Rabattschlacht auf dem Markt nicht mitgehen will, werden nun überhaupt keine Autos mehr verkauft. Die Strategie des "wertschaffenden Wachstums" ist gescheitert.

Am meisten verwundert, wie lange die Vorstandsriege um Konzernchef Ola Källenius und Finanzchef Harald Wilhelm angesichts der längst bekannten Entwicklungen an ihrer positiven Prognose festgehalten hat.

Das Ausmaß der Krise ist weit entfernt von den Dimensionen bei VW in Wolfsburg. Doch auch bei Mercedes dürften die nächsten Jahre ungemütlich werden.

Zwar wächst der chinesische Markt in den kommenden Jahren weiter, aber ob die deutschen Premiumhersteller daran teilhaben werden, ist mehr als fraglich.

Mit Investitionen wie der lokalen Fertigung des Geländewagens GLE versucht Mercedes gegenzusteuern. Doch eine S-Klasse, zumal in der teuren Maybach-Variante, lässt sich damit nicht kompensieren.

Da diese Fahrzeuge nicht in China, sondern in Sindelfingen gebaut werden, hat die Schwäche direkte Auswirkungen auf Deutschland. Es ist eine Frage der Zeit, bis auch Mercedes sein Sparprogramm ausruft.