Brose: Warum Michael Stoschek wieder die Macht übernimmt

Der Autozulieferer Brose wechselt erneut den Chef aus. Stefan Krug übernimmt den Posten des Vorstandsvorsitzenden von Philipp Schramm, der den Mechatronikspezialisten seit September 2023 geführt und bereits verlassen hat.

Nach Jürgen Otto, der das Unternehmen über einen Zeitraum von mehr als zwölf Jahren leitete, hatten seit 2017 bereits Kurt Sauernheimer und Ulrich Schrickel den Chefposten geräumt.

Nun soll also soll der Produktionsvorstand Krug das Unternehmen aus der Krise führen. Allerdings unter veränderten Bedingungen: Firmenpatriarch Michael Stoschek hat wieder die Kontrolle über das operative Geschäft übernommen.

Um den Einfluss der Eigentümerfamilie Stoschek zu erhöhen, wurde der bisherige Aufsichtsrat aufgelöst. An dessen Stelle tritt ein Verwaltungsrat, den der 76-jährige Stoschek leitet. Sein Sohn Maximilian bleibt Vorsitzender der Gesellschafterversammlung und wird stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrats.

Auch der Vorstandsvorsitzende erhält mehr Befugnisse gegenüber seinen Vorstandskollegen. Aus den Vorständen werden geschäftsführende Direktoren ihrer jeweiligen Ressorts. Stoschek bemängelt, dass die Bürokratie die Organisation des Unternehmens und die Zusammenarbeit zwischen Gesellschaftern und Geschäftsführung gelähmt habe.

Krug und Stoschek kennen sich seit vielen Jahren. Bis auf sein zweijähriges Engagement bei ZF zwischen 2020 und Sommer 2022, arbeitet Krug seit 1998 für Brose, unter anderem auch als Assistent von Stoschek. Auf seine Loyalität kann sich Stoschek verlassen.

Allerdings dürfte auch Krug bewusst sein, dass ohne Stoschek keine Entscheidung im Haus gefällt wird und er die Fäden fester denn je in der Hand hält. Die Inthronisierung Krugs ist wohl auch ein Signal an die Führungskräfte des Unternehmens, dass der Karriereweg für altgediente Manager auch nach einer Episode beim Wettbewerb, bei Brose weiter offensteht.

Bereits im Juli hatte Stoschek wieder mehr Kontrolle beim Unternehmen erlangt. Keine drei Monate nach seinem Rückzug übernahm er erneut den Vorsitz des Aufsichtsrats. Kurz zuvor hatte der ehemalige Hella-Chef Rolf Breidenbach sein Anfang Mai 2024 übernommenes Mandat als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Brose SE niedergelegt.

Unterschiedliche Auffassungen zur strategischen Ausrichtung des Unternehmens hatten zu dem Wechsel geführt. Mit dem eher emotionalen Stoschek und dem Analytiker Breidenbach waren zudem zwei unterschiedliche Charaktere aufeinandergetroffen.

Treiber der Veränderungen dürfte auch Stoscheks Sorge um sein Lebenswerk sein. In der Vergangenheit hatte er erklärt, dass für ihn der Übergang auf die nächste Generation im Familienunternehmen „ganz oben auf der Agenda“ steht. Stoschek hatte 1971 im Alter von 23 Jahren von seiner Tante Gisela die Geschäftsführung des Familienunternehmens übernommen.

Damals erzielt der Zulieferer mit 1000 Mitarbeitern rund 50 Millionen DM Umsatz. 2005 übergab Stoschek die Unternehmensleitung an Jürgen Otto. Zu diesem Zeitpunkt erreichte das Unternehmen zirka 2,2 Milliarden Euro Umsatz und beschäftigte 9000 Mitarbeiter. Otto prägte das Unternehmen bis Ende 2017 maßgeblich.

Brose, das für 2024 einen Umsatz von 8,3 Milliarden Euro anpeilt, steht unter Druck und muss sparen. Das Unternehmen aus dem fränkischen Coburg hat turbulente Jahre hinter sich und steckt wie viele andere Zulieferer auch in einer Phase des Umbruchs.

Der Zulieferer mit weltweit 32.000 Mitarbeitern hatte Anfang des Jahres angekündigt, die Personalkosten um zehn Prozent und die Investitionen um 20 Prozent kürzen zu wollen, um so mehr finanziellen Spielraum zu gewinnen. Erstmals mussten Bankkredite „in erheblichem Ausmaß“ aufgenommen werden.

Schramm hatte erklärt, dass ein operatives Ergebnis unter zwei Prozent zu niedrig sei, um auf Dauer bestehen zu können. Ziel des Unternehmens sei, über fünf Prozent Umsatzrendite zu erzielen. An diesem Ziel wird sich auch Krug messen lassen müssen.