Zur Sache: China hat die Pandemie genutzt

Fünf Jahre nach Ausbruch der Pandemie, sie begann im Dezember 2019, ist Zeit für eine Bilanz. Und die Diskrepanz zwischen Deutschland und China könnte kaum größer sein.

Die chinesischen Autohersteller holten im Lockdown rasant auf, ohne das es viele mitbekamen. Seit Anfang 2020 lag eine Art Deckmantel über dem Land. Man erfuhr wenig, sah nichts, hörte nichts – und nach der Wiederöffnung 2023 entwickelte Chinas Automobilwirtschaft dann eine überraschende Wucht, die viele hier regelrecht düpierte.

Qualität, Design, Software und Batterien waren plötzlich viel besser. Die Zeit der Pandemie wurde in China für den Angriff genutzt, während hierzulande über Maskendeals debattiert wurde. Das Vorgehen in China war natürlich wenig nachahmenswert. Die Belegschaft wurde teils gezwungen, in ihren Unternehmen zu wohnen. Nach Hause durfte sie nicht mehr. Über Monate lebten und saßen sie zusammen, etwa in der Entwicklungs- und Forschungsabteilung eines Herstellers.

Aber das, was dabei herauskam, ist nun auf den Straßen zu sehen. Mit ihren ohnehin kurzen Entwicklungszeiten schafften sie es, Dutzende neue Modelle auf den Markt zu bringen und nahmen deutschen Autobauern immer mehr Prozente ab. Die heimischen Marken sind nun klar im Vorteil: Von 37 Prozent Marktanteil im Jahr 2019 auf aktuell mehr als 60 Prozent.

Man hört auch, dass ausländische Autohersteller in dieser Zeit den Kundenkontakt und die Verbraucherwünsche aus den Augen verloren, während die Chinesen dort dramatische Fortschritte machten und genau wussten, was der Kunde will. Als die einstigen Marktführer erkannten, was los ist, war das Spiel schon verloren.