Möglicher Werksverkauf: VW-Chef Blume bestätigt Gespräche mit Chinesen

Gerüchte gab es schon länger, jetzt hat VW-Konzernchef Oliver Blume erstmals bestätigt, dass es Gespräche über die Nutzung von VW-Werken durch chinesische Autobauer gibt. Noch gibt es aber keine Ergebnisse, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet.

Auf die Frage, ob er den Verkauf eines deutschen Werks an einen chinesischen Investor in Betracht ziehen würde, sagte Blume: „Es ist immer positiv, wenn Unternehmen in Europa investieren ... wir haben enge Partnerschaften in China und natürlich hat es Gespräche gegeben, aber keine konkreten Entscheidungen.“

Blume sprach auf dem Wirtschaftsgipfel der Zeitung  „Die Welt“ am Dienstag in Berlin. VW hat momentan drei Joint-Venture-Partner in China: SAIC, FAW und JAC. Zudem arbeiten die Wolfsburger mit Xpeng bei der Entwicklung von Autos für China zusammen. Keiner der chinesischen Hersteller hat bisher Produktionskapazitäten in Deutschland.

Aufgrund des harten Preiskampfes in China möchten derzeit viele chinesische Hersteller nach Europa expandieren. Bisher ist der große Durchbruch ausgeblieben. Die im Herbst von der EU eingeführten Zölle erschweren das Vorhaben noch zusätzlich. Werke in Europa würden zumindest dieses Problem umgehen.

Für VW hätte eine Einigung ebenfalls Vorteile: Der Hersteller hat momentan deutlich zu hohe Produktionskapazitäten in Europa, die er mangels Nachfrage nicht auslasten kann. Das führt zu hohen Kosten. VW hat sich kurz vor Weihnachten nach tagelangen Verhandlungen mit dem Betriebsrat auf eine Reihe von Sparmaßnahmen geeinigt.

Zu den Vereinbarungen gehören das Ende der Autofertigung in Dresden Ende 2025. Diese ist jedoch nur symbolischer Natur und dürfte für chinesische Autobauer kaum interessant sein. Wahrscheinlicher ist eine Übernahme des Werks in Osnabrück. In der ehemaligen Karmann-Fabrik baut VW bis Herbst 2027 das T-Roc-Cabrio. Für die Zeit danach soll eine wirtschaftlich tragfähige Zukunftsperspektive gefunden werden.

Stephan Soldanski, ein Gewerkschaftsvertreter aus Osnabrück, sagte, die Beschäftigten des Werks hätten nichts dagegen, für einen der in China ansässigen Joint-Venture-Partner von VW zu produzieren. „Ich könnte mir vorstellen, dass wir für ein China-Joint-Venture etwas produzieren, aber unter dem VW-Logo und nach VW-Standards. Das ist die wichtigste Bedingung“, sagte er Reuters gegenüber.
 
Der Verkauf von Fabriken könnte für VW billiger sein als die Schließung von Fabriken, sagte ein Banker, der mit dem Autohersteller vertraut ist. Bei einer Schließung kämen hohe Kosten für die Abfindungen der Beschäftigten auf den Autobauer zu. (swi)