Marktforscher: "Wettbewerb auf dem Lademarkt nimmt deutlich zu"

Mit dem Wachstum der Elektromobilität wird der Lademarkt zu einem immer attraktiveren Geschäft. Die bislang dominierenden Unternehmen verlieren deutlich an Einfluss, wie eine Studie des Stuttgarter Marktforschungsunternehmens Uscale zeigt. Die bisher nur mit halber Kraft mitwirkenden Mineralölkonzerne dagegen erkennen den Strommarkt als Wachstumsgeschäft und setzen sich dank ihrer guten Standorte immer stärker durch.

Gegenüber der Situation im Jahr 2023 habe sich der Lademarkt im nun vorliegenden Untersuchungszeitraum 2024 stark verändert - und werde derzeit neu verteilt, sagt Axel Sprenger, Gründer und Geschäftsführer und Gründer von Uscale.

"Der Lademarkt ist massiv in Bewegung, der Wettbewerb nimmt deutlich zu", fast Sprenger im Gespräch mit der Automobilwoche die Entwicklung zusammen. "Die Mineralöl-Unternehmen, die lange zurückhaltend waren, haben einen großen Sprung nach vorne gemacht und führen inzwischen den Markt in den sechs wichtigsten europäischen Ländern an."

Dagegen nehme das Interesse an den Angeboten der Roaming-Dienstleister deutlich ab. "Überraschend war für uns, dass der Einzelhandel weiterhin keine nennenswerte Rolle spielt." Hier gebe es noch erhebliche Perspektiven, die darauf warteten, genutzt zu werden.

Das ist Sprengers Fazit aus einer Befragung von insgesamt 3483 Autofahrern und -fahrerinnen in Deutschland und fünf weiteren europäischen Ländern im Zeitraum zwischen August und November 2024. Eine ähnliche Studie hatte der Marktforscher schon 2023 durchgeführt.

In den Anfangsjahren der E-Mobilität gab es unzählige lokale und regionale Lade-Anbieter. Das sorgte für ein Durcheinander unzähliger Abrechnungssysteme. In dieser Situation konnten sich in den vergangenen Jahren die sogenannten Roaminganbieter etablieren, die mit einer einzigen Ladekarte mehrere Anbieter vereinen und das Laden bei unterschiedlichen Anbietern vereinfachen.

Doch dieser Trend scheint gestoppt, meint Marktforscher Sprenger. "Die Mineralölwirtschaft ist im Begriff, führender Stromanbieter für das öffentliche Laden von Elektroautos in Europa zu werden." Sie verfüge bereits über 20 Prozent Marktanteil - gemittelt über die sechs untersuchten Länder. Damit habe sie den größten Marktanteil unter allen Anbietern.

Der Vorteil der Tankstellen ist ihre gute Erreichbarkeit und große Bekanntheit. Allerdings verfügen die Pächter häufig nicht über viel mehr Platz als zwei bis vier Ladepunkte. Das könnte eine Chance für Anbieter mit großflächigen Ladeparks sein.

Noch nahezu gleichauf folgen mit einem Anteil von knapp 20 Prozent Anteil die Roaming-Dienstleister. Vor zwei Jahren allerdings hatten diese Anbieter noch fast 40 Prozent Marktanteil. Steigende Marktanteile konnten bei der neuen Befragung die reinen Ladesäulenbetreiber erreichen, die sogenannten Charge-Point-Operatoren (CPOs). Sie kamen nun mit einem Anteil von 18 Prozent auf Platz 3. 

Ebenfalls zulegen konnten die Energieversorger (15 Prozent) und das Feld der Autohersteller (13 Prozent), das von Tesla dominiert wird. Sie nehmen damit die Plätze 4 und 5 im Ranking der Lade-Marktanteile ein. Stadtwerke und der Einzelhandel dagegen spielen im Ladegeschäft weiterhin nur eine untergeordnete Rolle (je vier Prozent).

Die beobachtete Konsolidierung ist laut Sprenger am deutlichsten in Deutschland, Italien und den Niederlanden. Dagegen habe sich die Marktverteilung in Großbritannien, Frankreich und Spanien binnen Jahresfrist kaum verändert.