Wer mit Gebrauchtwagen zu tun hat, kommt an Auktionsanbietern wie BCA, Autobid oder Auto1 nicht vorbei. Sie verteilen überschüssige Fahrzeuge von Leasinganbietern, Autoherstellern oder Händlern in ganz Europa und sind damit gerade für freie Autohändler zur oft wichtigsten Zukaufsquelle ihrer Ware geworden. Doch infolge des Fahrzeugmangels der vergangenen Jahre haben die B2B-Auktionsanbieter schwere Zeiten hinter sich.
Vor allem das britische Unternehmen BCA hatte zu kämpfen. Durch den Fahrzeugmangel brach das Jahresvolumen auf dem Festland bis April 2023 um elf Prozent auf 306.000 Fahrzeuge ein. Vor allem in Deutschland lief es nicht gut, hier sank das Auktionsvolumen um 22 Prozent. Seit Jahresanfang hat BCA Deutschland mit Jean-Roch Piat nun einen neuen Chef. Seine Vision: ein B2B-Gebrauchtwagenmarkt, in dem Händler über Grenzen hinweg Autos zukaufen.
Wie ist Ihr Start bei BCA Deutschland gelaufen, Herr Piat?
Sehr gut! Es ist aber eine intensive Zeit. Wir haben in Deutschland einige Herausforderungen, zudem lebe ich in Portugal und muss daher jede Woche einmal hin und her pendeln.
Sie sind darüber hinaus auch weiterhin CEO von BCA Europe. Warum die Doppelfunktion?
Ich habe mich seit 2017 darauf konzentriert, den Gebrauchtwagenhandel zu internationalisieren und grenzüberschreitende Geschäfte voranzubringen, indem wir unsere Ländergesellschaften besser verzahnen. Damit haben wir in vielen Ländern enorme Wachstumsraten erzielt, in Deutschland aber relativ wenig.
Sie hinken hierzulande hinterher?
Das ist leider die Wahrheit. Ich sehe hier aber unheimlich viel Potential. Deshalb habe ich entschlossen, diesen Markt persönlich zu führen. Ich habe mir insgesamt ein Jahr gegeben, um das Management in Deutschland neu aufzustellen und Änderungen auf den Weg zu bringen, mit denen wir in Zukunft erfolgreicher sind. Nebenbei habe ich so auch die Möglichkeit, meine eigene Nachfolge zu planen.
Inwiefern?
Die Arbeit in Deutschland erfordert einen Großteil meiner Aufmerksamkeit. Das gibt dem Team von BCA Europe die Chance, sich zu beweisen, während mein Fokus auf Deutschland liegt.
Was genau ist in Deutschland schiefgelaufen?
Wir sind zu einem Unternehmen geworden, das sich zu stark auf interne Prozesse konzentriert hat. Ein Marktplatz muss aber den Blick nach draußen zu den Kunden richten und nach Lösungen für sie suchen. Das haben wir in der Pandemie bei BCA in vielen Märkten getan, bei BCA Deutschland aber nicht genug. Wir waren zu abgesondert von unseren Kunden. Das hat viel mit Kultur zu tun und wenig mit den einzelnen Mitarbeitern. Deswegen bin ich zuversichtlich, dass wir schnell die Trendwende schaffen.
In den vergangenen Jahren lief es aber nicht nur in Deutschland schlecht. Ihr Mutterkonzern Constellation hatte 2022/23 ein Minus von 104 Millionen Pfund. Auch in Ihrem Bereich lief es nicht optimal. Laut der Bilanz des Anfang April 2023 beendeten Geschäftsjahrs sank im International Remarketing das Ebitda von 40 auf 29 Millionen Pfund. Was war da los?
Ich kann natürlich nur für BCA Europe sprechen. Die Pandemiezeit war für uns wie auch unsere Wettbewerber extrem schwierig. Verglichen mit anderen ist BCA Europe aber sehr profitabel geblieben. Größtes Problem war das fehlende Fahrzeugvolumen infolge der Lieferkrise. Ein Marktplatz muss immer wachsen. Während der Pandemie aber sind wir teilweise geschrumpft. Einige unserer Wettbewerber leben vom Ankauf beim Endkunden auf eigene Rechnung. Das ist bei uns anders. Hauptquelle unserer Fahrzeuge sind Hersteller und große Flotten, die uns als Marktplatz nutzen. Und die hatten durch die Lieferkrise einfach wenig Ware.