Stellantis legt Agentur "auf Eis" und erhöht die Margen im Handel

Die Absetzbewegung vom Agenturvertrieb im Autohandel geht weiter. Nachdem Volkswagen gerade erst intern die Abkehr von der Elektro-Agentur angekündigt hat, rückt parallel dazu bei Stellantis der Start noch weiter in die Ferne.

Bislang war offen, wie es nach Ablauf der aktuellen Händlerverträge Ende 2026 weitergeht. Seit der jüngsten Tagung des Verbands Deutscher Citroen-, DS- & Peugeot-Vertragspartner (VCDP) in Leipzig gibt es mehr Transparenz: "Stellantis hat den Start des Agenturmodells auf Eis gelegt", sagt Peter Gerards, Vorstandssprecher des VCDP und Geschäftsführer der Ruhrdeichgruppe. Eine endgültige Absage sei das aber nicht. In Pilotmärkten wie Österreich, Belgien und den Niederlanden soll die Agentur zudem weiterlaufen.

Doch die Hürden für einen Start hierzulande sind mittlerweile hoch. Denn die Händler haben künftig ein Mitspracherecht: Erst wenn sie den Daumen heben, geht es los. "Es gibt eine Absprache zwischen Stellantis und den Händlerverbänden, dass die Agentur erst kommt, wenn auch die beteiligten Verbände zustimmen", erklärt Gerards.

Es müsse sichergestellt sein, dass der Hersteller in der Agentur sein Volumenziel erreicht und die Händler gleichzeitig ihre Ertragsziele. "Die Agentur muss für beide Seiten passen."

Darüber hinaus kommt Stellantis seinen Partnern noch in einer ganzen Reihe anderer Punkte entgegen. Der Wichtigste: Ab 1. Januar erhöht Stellantis die Händlermargen. Mindestens sieben Prozent Grundmarge soll es Stimmen aus der Branche zufolge zunächst befristet bis zum Jahresende und mit Ausnahme von Leapmotor über alle Marken und Modellreihen hinweg geben. Zuvor waren die Margen in den vergangenen Jahren bei vielen Modellen auf Werte zwischen vier und sechs Prozent zusammengestrichen worden.

Das Entgegenkommen bei der Marge hatte sich abgezeichnet. "Wir sind in guten Gesprächen mit Stellantis und haben die berechtigte Hoffnung, dass sich etwas tut, vor allem im Hinblick auf unsere Margen", sagte etwa Adrian Glöckner, Vorsitzender des Stellantis-Händlerverbands JARFD, der die Interessen der Jeep, Alfa Romeo, Fiat sowie Dodge und Ram-Partner vertritt, Ende November der Automobilwoche.

Zusätzlich hat Stellantis seinen Partnern weitere Erleichterungen bei den anstehenden Investitionen in eine neue Gestaltung der Verkaufsflächen (Corporate Identity = CI) zugesagt. Bis zu 40 Prozent weniger als ursprünglich geplant soll die Umrüstung Berichten zufolge nun kosten. Zudem haben die Händler noch einmal länger Zeit bekommen, um die Änderungen umzusetzen.

Für die Außen-CI gilt demnach Ende 2025 als Deadline, die Umrüstung innen muss dagegen erst bis Ende 2026 abgeschlossen sein. Wer früher umstellt, erhält zeitlich befristet zudem einen Bonus von einem Prozent zusätzlicher Marge.

Zum Jahreswechsel bekommen Stellantis-Partner zudem bei etlichen Elektro-Modellen die Option, das Restwertrisiko von Leasing-Rückläufern komplett an den Hersteller abzugeben. "Bei Stellantis geht gerade einiges wieder in die richtige Richtung", lobt Gerards.

Die Veränderungen sind ein deutliches Zeichen dafür, dass Stellantis nach dem Aus für CEO Carlos Tavares seinen Kurs korrigiert. Unter dessen Ägide war unter anderem im Vertrieb derart drastisch gespart worden, dass viele Händler für sich keine wirtschaftliche Perspektive mehr sehen. Die Folge: Viele Händler haben sich entschieden, ihre Verträge zurückzugeben.

Auf der jüngsten Tagung des JARFD-Verbands gab darüber hinaus ein Drittel der anwesenden, noch aktiven Händler an, einen Ausstieg zu erwägen. Auch in einer Umfrage des VCDP gaben viele Partner an, über einen Komplett-Ausstieg oder die Schließung von Standorten nachzudenken. Ob die jetzigen Maßnahmen die Händler zum Bleiben bewegen, soll demnächst eine zweite Umfrage zeigen.

Sicher ist das nicht. Denn zahlreiche Probleme bleiben. "Wir Händler leiden nach wie vor unter hohen und zum Teil zu alten Beständen, hohen Zinsen und einem nicht zufriedenstellenden Auftragseingang", schildert Gerards. Händler berichten für die Einkaufsfinanzierung von Zinsen jenseits der neun Prozent bei Stellantis Financial Services während die Hausbank Zinsen im Bereich von fünf Prozent verlange.

"Die Umsatzrendite im Handel muss sich verbessern", konstatiert Gerards. Es sei zu hoffen, dass das mit den jetzt beschlossenen Maßnahmen gelinge.

Wie zuvor der JARFD plant der VCDP zudem einen Umzug seiner Geschäftsstelle nach Frankfurt an den Sitz des Opel-Händlerverbands (VDOH). Dort agieren die drei Verbände, die sich bereits in der "Allianz Deutscher Stellantis Partner" zusammengeschlossen haben, künftig auch physisch unter einem Dach.

"Wir haben immer mehr gemeinsame Themen und Gespräche mit Stellantis. Da ist es unerlässlich, näher zusammenzurücken", sagt Gerards. Die Eigenständigkeit jedes Verbands bleibe dabei aber unangetastet.

Für den gebeutelten Zentralverband des Deutschen Kfz-Gewerbes (ZDK) ist das schmerzhaft. Bisher war der VCDP organisatorisch beim ZDK in Bonn angesiedelt. Das ist nun vorbei und für den Verband auch mit finanziellen Einbußen verbunden. Der Entschluss zum Umzug sei aber ausdrücklich keine Entscheidung gegen den ZDK, sondern für mehr Kooperation mit den anderen Stellantis-Verbänden gewesen, betont Gerards.