Audis Neustart ist eng mit Gernot Döllner verbunden. Seit September 2023 führt der Niedersachse den Premiumhersteller aus Ingolstadt. Das erste volle Jahr an der Spitze des Unternehmens war für den CEO wegen zahlreicher interner und externer Baustellen besonders herausfordernd.
Gerüchte um einen Stellenabbau hat Audi offiziell nicht bestätigt, jedoch spricht der Betriebsrat von einer "schwierigen Lage". Im Interview mit der Automobilwoche räumt Doellner, dass "wir einige unbequeme Themen noch stärker angehen müssen".
Herr Döllner, wenn Sie zurückschauen auf das Jahr 2024 als Audi-Chef – was bleibt bei Ihnen im Kopf hängen?
Die vielen Begegnungen und Gespräche mit den Menschen bei Audi. Ich wurde sehr gut aufgenommen und habe in dem Jahr viel über Audi gelernt. Auf der Produktseite war auf jeden Fall die Premiere des Audi Q6 e-tron in der Produktion in Ingolstadt im März ein Highlight, gefolgt von der Premiere des Audi A6 e-tron im Sommer.
Warum gerade diese Premieren?
Mit diesen beiden neuen Modellen haben wir bei Audi unsere große Produktoffensive gestartet und in puncto Effizienz, Reichweite, Performance und Fahrdynamik das nächste Level bei der elektrischen Leistungsfähigkeit erreicht. Sie zeigen, wohin die Reise mit "Vorsprung durch Technik" künftig geht. Der A6 e-tron Sportback beispielsweise ist der aerodynamischste Audi aller Zeiten und erzeugt damit eine Reichweite von mehr als 750 Kilometern.
Ihre Reise als Audi-Chef dauert jetzt über ein Jahr. Wo konnten Sie das Unternehmen seit Ihrem Start im September 2023 schon verändern?
Mit unserer Audi Agenda, einem Transformations- und Aktivierungsprogramm, haben wir ein klares Zielbild entwickelt. Jeder im Unternehmen weiß, wo wir hinwollen. Da haben wir auch schon einiges geschafft. So haben wir ein zukunftsfähiges Zielportfolio definiert und Komplexität aus dem Angebot genommen.
Zudem arbeiten wir intensiv an unseren Strukturen, um effizienter und schneller zu werden. Der erste Schritt ist die Neuausrichtung unserer Technischen Entwicklung und der Baureihen. Wichtig ist bei allem, was wir tun, den Fokus zu behalten. Wir stemmen schließlich die wohl größte Veränderung in unserer Unternehmensgeschichte, hin zu einem rein elektrischen Automobilhersteller.
Was heißt das für das Jahr 2025?
Es gilt, zwei große Herausforderungen gleichzeitig zu stemmen. Wir müssen also beidhändig unterwegs sein. Zum einen setzen wir die größte Modelloffensive unserer Historie fort. 2024 und 2025 sind das rund 20 Modelle – sowohl neue E-Autos als auch eine komplett neue Generation an Verbrennern und Plug-in-Hybriden. Damit stellen wir uns für den Weg hin zu einem rein elektrischen Portfolio robust auf.
Auf der anderen Seite gilt es, die grundlegende Transformation von Audi voranzutreiben, um im verstärkten globalen Wettbewerb zukunftsfähig zu sein. Eine große Aufgabe, denn dafür verändern wir unsere Strukturen und die Art, wie wir zusammenarbeiten, fundamental. Wir können Autos nicht mehr mit den gleichen Prozessen produzieren wie vor 20 Jahren – damit würden wir nicht wettbewerbsfähig bleiben.