Kommentar: Tesla hat den Zenit überschritten

Die seit vielen Jahren andauernde Erfolgsstory von Tesla bekommt immer mehr Risse. Im vierten Quartal 2024 hat das Unternehmen die Erwartungen der Analysten nicht erfüllen können. Zu denken geben muss vor allem, dass die Einnahmen aus dem Automobilbereich um acht Prozent auf 19,8 Milliarden Dollar gefallen sind.

Die Marge aus Autoverkäufen ging nach Berechnungen von Reuters von 17 Prozent im vorangegangenen Quartal auf rund 14 Prozent zurück. Am Ende des Jahres lieferte Tesla 1.789.226 Fahrzeuge aus. 2023 waren es noch 1.808.581 Einheiten.

Zwar geht Tesla-Chef Elon Musk davon aus, dass 2025 wieder mehr Teslas verkauft werden. Doch dürfte diese Ankündigung mehr dem Wunschdenken als der Realität entsprechen. Die Gründe für ein vorläufiges Ende von Teslas Höhenflug sind vielfältig.

Allen voran ist es das Fehlen neuer Modelle, das ein weiteres Wachstum unwahrscheinlich macht. Während europäische, chinesische und auch US-Hersteller attraktive und technologisch mindestens ebenbürtige Elektromodelle im Wochentakt auf den Markt bringen, sind von Tesla keinerlei Neuheiten in Sicht.

Zwar verspricht Musk ein bezahlbares Modell. Doch dabei dürfte es sich um eine abgespeckte Version von Model 3 oder Y handeln, nicht aber um eine neue Plattform. Das drückt im Zweifel auf die Marge. Andere Hersteller wie Citröen haben längst Angebote für unter 25.000 Euro auf dem Markt.

Seine ganze Energie hat der Tech-Milliardär stattdessen auf den Cybertruck verschwendet, dessen Verkaufszahlen schon im ersten Jahr weit hinter den Erwartungen zurückblieben. Selbst in den USA polarisiert der Pick-up mit eigenwilligem Design und vor allem qualitativen Mängeln. Nach Europa wird es das Fahrzeug wegen Sicherheitsbedenken nicht schaffen.

Als geschäftsschädigend erweist sich außerdem Musk selbst, dessen Verhalten nicht erst seit dem Hitlergruß irritiert. Mit seinem Engagement für US-Präsident Donald Trump verschreckt er viele Kunden. Vor allem in Europa kehren selbst eingefleischte Tesla-Jünger der Marke in Scharen den Rücken. Dabei handelt es sich nicht nur um Privatpersonen.

Auch Unternehmen wie die Drogeriekette Rossmann oder der Energieversorger Badenova verzichteten bereits öffentlich auf Firmenwagen von Tesla. Die Marke ist nicht mehr cool, sondern peinlich. Auch in China dürfte sich Musks Nähe zu Trump und seiner aggressiven Zollpolitik bald negativ auswirken.

Weil zudem der Elektrohochlauf gerade in den USA unter Trump weiter verzögert wird, hat Tesla endgültig den Zenit überschritten. Daran wird auch das für 2026 geplante Robotaxi nichts ändern. Denn erstens wird Musk wie üblich den Termin nicht halten können, da die Technolgie noch nicht ausgereift ist.

Zum anderen hat es bisher noch kein Anbieter geschafft, daraus wirklich ein Geschäftsmodell zu machen. Daher gilt: Wer noch Tesla-Aktien besitzt, sollte nicht nur aus ethischen Gründen in nächster Zeit über einen Verkauf nachdenken.