Experiment beendet: Stellantis-Marken erhalten wieder mehr Eigenständigkeit

Knapp zwei Jahre nach der Einführung neuer Organisationsstrukturen mit markenübergreifenden Aufgaben rudert Stellantis zurück und gibt den Marken wieder mehr Eigenverantwortung. Insbesondere im Vertrieb sollen nun baldmöglichst wieder alleine die Marken über ihre Netzpolitik entscheiden.

Die Vertriebsteams der sogenannten "Mainstream Brands" Abarth, Fiat, Jeep, Opel, Peugeot und Citroen werden deshalb wieder zurück in die jeweiligen Markenstrukturen integriert. Sie berichten damit auch wieder an die Markenchefs in den einzelnen Ländern.

In Deutschland werden die bisher gemeinsam organisierten Vertriebsteams für Peugeot und Citroen aufgelöst sowie auch für Fiat, Abarth und Jeep. Bei der Marke Opel ändert sich dagegen wenig.

Mit dem Umbau solle die Vertriebsorganisation "mehr Schnelligkeit, Verantwortung und Handlungsfähigkeit" erhalten, teilte Stellantis am Donnerstag mit.

In Europa hatte Stellantis unter der Führung des damaligen CEOs Carlos Tavares vor knapp zwei Jahren damit begonnen, bei den Marken liegende Verantwortlichkeiten auf markenübergreifende Verantwortliche zu übertragen. Damit sollten vor allem Kosten gespart werden.

Nun wird dieses Experiment zu den Akten gelegt, nachdem Tavares aus dem Unternehmen ausgeschieden ist. Die Vorteile der schlanken Struktur hätten auch zu Nachteilen geführt, ist im Unternehmen zu hören.

Die Entscheidung zu der erneuten Reform kommt vom Chief Operating Officer Jean-Philippe Imparato. Er hat nach dem Weggang von Tavares die Devise "re-connect" ausgegeben.

Dazu gehört die Intensivierung des Dialogs mit den Handelspartnern, aber auch ein stärker auf Kooperation setzender Umgang mit Standorten, Regierungen und eigenen Mitarbeitern.

Im Handel war die bisherige Struktur fast einvernehmlich auf Ablehnung gestoßen. Vielfach beklagten sich Händler über unklare Zuständigkeiten, fehlende Ansprechpartner und unnötige Verzögerungen. Nun hoffen sie, dass mit der Neuaufstellung wieder eine neue Zuordnung einhergeht, nicht zuletzt auch im Außendienst.

"Es ist der richtige Schritt, zurück zur alten Organisation", sagte der Geschäftsführer eines großen Stellantis-Mehrmarkenhändlers. In den vergangenen zwei Jahren sei es zum Teil sehr schwierig gewesen; in Rüsselsheim habe bisweilen "Chaos" geherrscht.

Allerdings ging die Neuaufstellung in den vergangenen Jahren bei Stellantis auch mit einem Stellenabbau einher. Viele Mitarbeiter haben das Unternehmen verlassen. "Es wird nicht leicht werden, geeignetes Personal zu finden", fürchtet ein Händler.

Entsprechend begegnet er den nun geplanten Änderungen mit einer gewissen Skepsis: "Die Pläne sind gut, müssen aber mit Leben gefüllt werden."

In Deutschland wird nun der sogenannte Bereich Car Flow, in dem alle Logistikprozesse zusammenlaufen, übergangsweise von Roberto Debortoli geleitet. Debortoli soll diese Funktion bis zur Übernahme einer neuen Leitungsfunktion ausüben, erklärte der Konzern.

Gleichzeitig werden Corinna Schäfer (Head of Sales to Employees) und Viola Lupo (Head of Sales Operations and Commercial Optimization) neue Mitglieder des Leitungsgremiums der Stellantis Germany GmbH. Sie  berichten damit direkt an Florian Huettl.

Der Opel-Chef hatte im Dezember auch die Funktion als Stellantis-Chef Deutschland übertragen bekommen. Dieselbe Aufgabe erhielten in anderen Märkten die jeweiligen Länderchefs.