Trotz Verkaufsflaute: Vizechefin Stella Li kündigt drittes BYD-Werk in Europa an

BYD ist zum größten Autobauer in China aufgestiegen - in Europa jedoch spielt der Hersteller bislang nur eine Statistenrolle. Damit will sich die Vizepräsidentin des Herstellers, die für das gesamte Europa und Amerikageschäft zuständige Stella Li, nicht zufriedengeben. Die Nummer zwei im Konzern plant eine Produktionsoffensive.

"Wir sind aggressiv und wir sind sehr innovativ", beschrieb Li die Strategie von BYD. Und bei allem, was BYD unternehme, sei man sehr schnell, sagte sie in Frankfurt im Gespräch mit der Automobilwoche und weiteren Journalisten. "Wir lieben die deutsche Kultur, wir sind genauso detailverliebt wie sie, aber die Deutschen sind oft zu langsam."

Li kündigte an, neben den bereits feststehenden Fertigungswerken in Ungarn und in der Türkei noch ein Drittes bauen zu wollen. Außerdem plane BYD eine eigene Batteriefertigung in Europa. Für beide Produktionsstätten schaue man sich derzeit mögliche Standorte an.

„Wir erwägen ein drittes Werk in Europa. Die Entscheidung darüber werden wir in eineinhalb bis zwei Jahren treffen.“ Wann und wo dieses Werk seine Produktion aufnehmen werde, ließ sie offen.

In Europa verkaufte BYD 2024 knapp 50.000 Fahrzeuge(Deutschland: knapp 2900) – ein Marktanteil von weniger als 0,4 Prozent. Das . Zum Vergleich: Der stärkste chinesische Hersteller SAIC, verkaufte mit seiner Marke MG in der Region im vergangenen Jahr 243.000 Autos und in Deutschland rund 21.000.

Li räumte ein, derzeit seien die Verkäufe in Europa noch niedrig. Sie zeigte sich aber sehr zuversichtlich, dass es BYD gelingen werde, die demnächst in Europa produzierten Fahrzeug-Volumina auch tatsächlich in Europa zu verkaufen.

Das derzeit im Bau befindliche Werk im ungarischen Szeged werde in einer ersten Produktionsphase eine Jahreskapazität von 150.000 Einheiten haben, in einer zweiten Phase dann 300.000. Etwa das gleiche Produktionsvolumen kommen dann durch das fest geplante Werk in der Türkei auf den Markt.

Das ungarische Werk sei "im Plan" und werde Ende des Jahres 2025 seine Produktion starten, versicherte Li. Das türkische Werk in der Nähe von Izmir solle bereits "Mitte 2026" die Fertigung beginnen. Bisher hatte BYD dafür einen Start "Ende 2026" genannt. "Wir haben große Erwartungen an den türkischen Markt." Die Fertigung dort erlaube es auch, ohne Zollhürden in den EU-Markt zu exportieren.

Auch in anderen Weltregionen baut BYD derzeit erhebliche Produktionskapazitäten auf. In Brasilien übernahm der chinesische Hersteller in Camarcari ein von Ford aufgegebenes Werk. In Thailand startete bereits im vergangenen Juli die Fertigung in einem neuen Werk in Rayong und im Januar begann die Produktion in einem Werk in Usbekistan.

Auf die Frage, woher ihr Optimismus für die erwartete gewaltige Nachfrage in Europa stamme, sagte Li: "Wir wissen, dass eine hervorragende Qualität und ein hervorragendes After-Sales-Geschäft Voraussetzung für den Erfolg in Europa sind."

Bei der Suche nach Handelspartner sei BYD sehr wählerisch, betonte sie. "Wir brauchen gute Händler und gute Standorte. Beides ist wichtig." Anders als so mancher chinesische Wettbewerber setze BYD auf ein erfahrenes Händlernetz, das das notwendige Vertrauen der Kunden erfülle, betonte Li.

"In Deutschland ist jeder Kunde ein kleiner Ingenieur. Wir werden uns das Vertrauen durch eine Top-Qualität und Top-Technologie erringen."

In Deutschland hat BYD derzeit erst 25 Verkaufsstützpunkte, bis zum Jahresende sollen es aber bereits 130 bis 140 sein. Damit werde der Ausbau des Netzes aber nicht abgeschlossen sein.

Li kündigte nun an, die Nobelmarke Denza zuerst in Italien auf den Markt zu bringen. Denza war 2011 zusammen mit Mercedes gegründet worden. Seit vergangenem Jahr betreibt BYD die Marke allein. Danach würden nach und nach weitere wichtige Märkte hinzukommen, sagte Li. Einen Zeitplan nannte Li jedoch  nicht.

Denza werde eine eigene Händlerstruktur in Europa erhalten, die Marke erfordere eigene Showrooms. Möglich sei aber ein paralleles Angebot zur Marke BYD.

"Wir nutzen bei Denza die gleiche Technologie wie bei der Marke BYD. Denza wird aber noch mehr Technologie haben und sie wird eine noch ausgeprägtere Designmarke sein."