Cazoo-Gründer Alex Chesterman steigt aus

Der Gründer geht endgültig von Bord: Alex Chesterman ist bei Cazoo ausgestiegen. Mit ihm gingen vier weitere Manager. Das gab der Online-Gebrauchtwagenhändler in einer Mitteilung bekannt. "Im Namen des Unternehmens möchte ich Alex Chesterman und den anderen ausscheidenden Vorstandsmitgliedern für ihren Einsatz und ihre Führung seit unserer Gründung danken", sagte Paul Whitehead, der Chesterman infolge der verheerenden wirtschaftlichen Bilanz von Cazoo bereits im April auf dem Posten als CEO beerbte. Chesterman fungierte seitdem noch als "Executive Chairman". Neuer Chairman wird der Wirtschaftsprüfer Tim Isaacs.

In der Mitteilung verkündete Cazoo daneben den Abschluss eines Umschuldungsprogramms. Im Rahmen des Programms hatten sich Anleihegläubiger bereit erklärt, 630 Millionen Dollar an Schulden gegen Anleihen im Wert von 200 Millionen Dollar und Aktien zu tauschen. Die Aktien entsprechen 92 Prozent des Unternehmens. "Der Abschluss dieser Transaktionen stellt einen wichtigen Wendepunkt für Cazoo dar", so Whitehead. Mit einer verbesserten Kapitalstruktur und einer "ermutigenden operativen Dynamik", könne man mit Zuversicht ins Jahr 2024 blicken.

Tatsächlich gelang es Cazoo, die Roherträge pro verkauftem Fahrzeug von 488 Pfund im Dritten Quartal 2022 auf 1.470 Pfund am Ende des dritten Quartals 2023 zu steigern. Für 2023 rechnet Cazoo nun mit 50.000 bis 52.0000 verkauften Fahrzeugen, davon 40.000 bis 42.000 an Endkunden. Profitabel ist Cazoo aber immer noch nicht. Zum Halbjahr stand ein Verlust von 151 Millionen Pfund. Man arbeite weiter auf das Ziel hin, "die Profitabilität" zu erreichen, versprach Whitehead bei Präsentation der jüngsten Quartalszahlen.

Der Weg dahin ist steinig. 2022 schrieb Cazoo einen Verlust von 704 Millionen Pfund, 2021 waren es 544. Hauptproblem des Online-Gebrauchtwagenhändlers waren die viel zu geringen Roherträge pro verkauftem Auto. Als Folge der ausufernden Verluste wurde das Geld bei Cazoo knapp. Das Unternehmen musste deshalb seine groß angelegte, von markigen Worten begleitete und mit vielen Marketingmillionen getriebene Expansion auf den kontinentaleuropäischen Markt wieder einstellen. Allein in Deutschland sah Chesterman Cazoo binnen zwei Jahren bei 100.000 verkauften Gebrauchtwagen. Es kam anders.

Im Herbst 2022 musste sich Cazoo nur wenige Monate nach dem Marktstart Ende 2021 wieder vom deutschen Markt zurückziehen. Der für die Expansion in Deutschland gekaufte Auto-Abo-Anbieter Cluno ging an den Konkurrenten ViveLaCar bzw. dessen Muttergesellschaft The Platform Group. Auch im Heimatmarkt Großbritannien musste sich Cazoo radikal verkleinern – hunderte Jobs gingen verloren. Kam Cazoo im dritten Quartal 2022 noch auf 23.775 verkaufte Einheiten, waren es im dritten Quartal 2023 noch 12.021. Der Kursverlust von Cazoo seit Börsenstart liegt bei mehr als 99 Prozent.

Ob Cazoo auf Dauer die Wende gelingt, ist offen. Denn nach Höchstpreisen für Gebrauchtwagen infolge der Lieferkrise beginnt sich der Markt wieder zu normalisieren und die Gebrauchtwagenpreise fallen. Das dürfte sich auch auf die Erträge bei Cazoo auswirken.