Das steckt hinter dem Leistungssprung des Taycan

Der amerikanische Autojournalist gerät ins Schwärmen. "Es ist einfach unglaublich", brüllt er ins Mikrofon, während er auf den Monitor vor ihm starrt, der ihm den Ladevorgang des neuen Porsche Taycan ins Studio überträgt. In der Zeit zwischen 40 und 60 Prozent des Ladestands fließt Strom konstant mit einer Leistung von über 300 Kilowatt in die Batterie. In der Spitze sind es sogar 320 Kilowatt. Damit lässt sich der Taycan im Idealfall in 18 Minuten von 10 auf 80 Prozent laden. In der Praxis schafft das derzeit kaum ein Elektroauto. Im Vergleich zum Vorgänger bedeutet dies glatt eine Halbierung der Ladezeit.

Es ist nicht der einzige Leistungssprung des überarbeiteten Modells, das in diesem Jahr auf den Markt kommen soll. Denn auch die Reichweite wurde deutlich verbessert. „Für die besonders effiziente Taycan Sportlimousine mit der großen Batterie ergab sich bei dieser praxisnahen, finalen Erprobung eine Gesamt-Reichweite von bis zu 587 Kilometern“, so Baureihen-Leiter Kevin Giek nach einer Testwoche in Kalifornien, bei der mehrere Taycan mit Tempo 120 auf dem Highway zwischen Los Angeles und San Diego unterwegs waren. Das ist rund ein Drittel mehr als bisher. Nach WLTP sind nun sogar bis zu 678 Kilometer drin.

Auch bei der Beschleunigung hängt der neue Taycan seinen Vorgänger locker ab. So schafft der Turbo S den Sprint von Null auf 100 in 2,6 Sekunden und damit 0,4 Sekunden schneller. Das sind Welten bei einem Sportwagen. Wie schnell der neue Taycan unterwegs ist, hat er auch auf einer Rekordfahrt auf dem Nürburgring bewiesen. Dort umrundete Testfahrer Lars Kern die legendäre Nordschleife in einer Zeit von 7:07,55 Minuten und war damit fast eine halbe Minute schneller als zuvor ein Turbo S mit Performance Paket. Die Systemleistung des Topmodells Turbo S steigt in der Serienversion auf satte 952 PS.

Dabei ist der neue Taycan rein äußerlich kaum von seinem Vorgänger zu unterscheiden, auch wenn die Designer hier und da Hand angelegt haben, um die Aerodynamik weiter zu verbessern. Auch ein weiterentwickelter Antriebsstrang mit neuem Hinterachsmotor, ein modifizierter Pulswechselrichter, ein überarbeitetes Thermokonzept, eine Wärmepumpe der nächsten Generation und eine geänderte Rekuperations- und Allradstrategie zahlen auf die Leistung ein. Doch der Hauptanteil liegt in der Batterie. "Die Zelle ist der neue Brennraum", betont Porsche-Chef Oliver Blume gerne bei jeder Gelegenheit. Hier ist der größte Hebel, um Leistung und Reichweite eines Elektroautos zu verbessern.

Wie beim alten Taycan stammen auch die Zellen des überarbeiteten Modells vom koreanischen Zell-Spezialisten LG Chem. Doch der hat offenbar ordentlich nachgelegt. "Die chemische Zusammensetzung wurde nochmals verfeinert, die Energiedichte deutlich erhöht", so ein Sprecher gegenüber der Automobilwoche, ohne ins Detail zu gehen. Auf diese Weise sei es möglich, trotz einer größeren Batteriekapazität schneller zu laden als beim Vorgänger. Die Performance-Batterie Plus hat jetzt einen Brutto-Energieinhalt von 105 statt 93 kWh. Man habe versucht, den besten Mittelweg zwischen Performance und Reichweite zu finden, so der Sprecher. Wie schon zuvor kann der Taycan mehrfach hintereinander problemlos von null auf 200 Stundenkilometer beschleunigen. Auch das schaffen nur wenig andere Elektroautos.

Dies lässt erahnen, was in Zukunft möglich ist. Denn wie berichtet plant der Sportwagenhersteller für künftige Elektrofahrzeuge den Einsatz einer selbst entwickelten Zelle der Tochter Cellforce. Diese zeichnet sich durch einen erhöhten Silizium-Anteil an der Anode aus, was wiederum höhere Energiedichten ermöglicht. Cellforce wird zunächst Hochleistungs-Lithium-Ionen-Pouchzellen für Anwendungen in den leistungsstärksten Fahrzeugen von Porsche entwickeln und von 2024 am Standort bei Tübingen fertigen. Ein Einsatz in Porsche-Fahrzeugen wäre also vermutlich frühestens ab 2025 möglich. Für die Zelle sucht Porsche auch einen Standort für eine große Fabrik mit über 20 Gigawattstunden Kapazität. Die Entscheidung steht aber noch aus.

Aus dem Datencenter:

Absatz von Porsche nach Modellen