Hertz legt Polestar-Mega-Deal auf Eis

Autovermieter Hertz setzt seinen Rückzug aus der Elektromobilität fort: Der US-Autovermieter hat Teile seiner Pläne mit E-Autobauer Polestar auf Eis gelegt - betroffen ist der US-Markt. Im Jahr 2022 plante Hertz, 65.000 Elektroautos der Geely-Tochter zu kaufen.

Doch daraus scheint zunächst nichts zu werden. Polestar-Chef Thomas Ingenlath sagte gegenüber der Financial Times, dass Hertz-CEO Stephen Scherr ihn darüber im vergangenen Herbst informiert habe.

Nur einen kleinen Teil des großen Deals setzten die beiden Partner um: Zwischen 2022 und 2023 habe das schwedische Unternehmen rund 13.000 Fahrzeuge verkauft, so Ingenlath gegenüber der Finanzzeitung.

"Polestar bleibt Bestandteil der Hertz-Flotte und die Elektrofahrzeuge können weiterhin gemietet werden", so eine Polestar-Sprecherin. Hertz werde im laufenden Jahr keine Polestar-Fahrzeuge aus dem Bestand nehmen. "Im Gegenzug und um unsere langfristige Vereinbarung bis 2025 aufrechtzuerhalten, haben wir auch zugestimmt, die Auslieferungen an Hertz im Jahr 2024 nicht zu forcieren."

Die Entscheidung des Autovermieters dürfte ein Grund sein, weshalb Polestar seine Ziele im vergangenen Jahr nicht erreichte: Statt der ursprünglich geplanten 80.000 Fahrzeuge, die später auf 60.000 bis 70.000 gesenkt wurden, verkaufte der Hersteller nur 54.600 Autos. Mit dem Wachstum von rund sechs Prozent blieb der Hersteller hinter seinen eigenen Erwartungen zurück.

Hätte Hertz die Polestar-Gebrauchten schnell und billig auf den Markt gebracht, hätte dies die Restwerte stark unter Druck gesetzt. Darauf scheint  der Autovermieter nun zu verzichten. Laut dem Online-Magazin The Verge ist das Hertz-Gebrauchtwagenportal in den USA derzeit zwar voll mit Tesla Model 3 für rund 20.000 US-Dollar, aber Polestar sind demnach nicht gelistet.

In der Regel geht Hertz mit seiner Fahrzeugflotte ins Risiko. Der Autovermieter übernimmt die Fahrzeuge und vermarktet sie im Anschluss überwiegend selbst. Anders Wettbewerber Sixt: Der Pullacher Mobilitätsdienstleister arbeitet in erster Linie im Buy-Back-Verfahren. Werden die Fahrzeuge aussortiert, gehen sie an den Hersteller zurück.

Anfang Januar hat Hertz angekündigt, seine Tesla-Flotte drastisch zu reduzieren und in den nächsten Monaten rund 20.000 E-Autos zu verkaufen. Vor zwei Jahren hatte die beiden Unternehmen einen Mega-Deal über die Abnahme von 100.000 Fahrzeugen geschlossen. Der Plan war, dass jedes fünfte Fahrzeug der Hertz-Flotte mit E-Antrieb laufen sollte.

Hertz ist Vorreiter im Branchentrend: Autovermieter kehren der Elektromobilität zunehmend den Rücken. Denn Elektroautos sind für Vermieter derzeit kein einträgliches Geschäftsmodell. Das hat mehrere Gründe: zu teuer, zu umständlich in der Handhabung, zu hohes Risiko. Zudem gibt es von Mietkunden keine spezielle Nachfrage nach E-Autos.

Aus dem Datencenter:

Modellvorschau Polestar 2024 bis 2026