Leoni-Chef Kamper flüchtet zu Osram

Der Abgang kommt offenbar auch für den Aufsichtsrat überraschend: Leoni-Chef Aldo Kamper verlässt das Unternehmen am 31. März vorzeitig, teilte der Zulieferer am Montagabend mit.  Und kündigte an: „Der Aufsichtsrat nimmt unverzüglich Gespräche auf, um die Nachfolge zu regeln.“

Grund für den Abgang ist laut Kamper ein Job-Angebot, dass er offenbar nicht ablehnen konnte. "Ich hätte die Restrukturierung dieses zukunftsträchtigen Unternehmens gern als CEO abgeschlossen", sagte er selbst laut Mitteilung. "Die sich mir bietende Herausforderung ist allerdings die konsequente Fortsetzung meiner beruflichen Laufbahn. Da konnte ich nicht Nein sagen." Am Montagabend gab Halbleiter-Hersteller AMS Osram die Bestellung Kampers zum CEO bekannt. Der Holländer Kamper hat eine Vergangenheit beim Unternehmen. Nach seinem Studium arbeitete der Top-Manager ab 1994 in verschiedenen Positionen bei Osram.

"Ich bedaure sehr, dass Herr Kamper das Unternehmen verlässt", sagte Aufsichtsratschef Klaus Rinnerberger, Vorsitzender des Aufsichtsrates. "Er hat die Leoni AG in einer schwierigen Situation übernommen und sie durch extrem herausfordernde Zeiten geführt. Geholt, um das geplante Wachstum zu managen, bewährte er sich als Krisenmanager."

Eigentlich lief Kampers Vertrag, der schon 2021 verlängert worden war, noch bis 2026. Er war 2018 zu Leoni gekommen und musste seither mehrere Krisen managen, zuletzt den Kabelbaumengpass in der Ukraine und den geplatzten Verkauf der Kabelsparte. "Von Beginn an war es alles andere als leicht", so Kamper rückblickend. "Mit ausdauerndem Teamgeist sind wir den Krisen begegnet."

Erst Anfang des Jahres hatte Leoni den Vorstand verstärkt und Hans-Joachim Ziems als Chief Restructuring Officer an Bord geholt. Nach dem im Dezember geplatzten Verkauf der Kabelsparte an die thailändische Stark Corporation sollte Ziems nun die Verhandlungen mit den eigenen Kreditgebern über das Refinanzierungs- und Restrukturierungskonzept führen.

Diese Verhandlungen werde Ziems nun weiterhin führen, teilte der Aufsichtsrat nun mit. Ob er daneben auch übergangsweise als CEO einspringen muss, ließ das Unternehmen zunächst offen. Ziems gehörte schon von 2020 bis 2021 dem Leoni-Vorstand als Chief Restructuring Officer an und galt damals als Nummer zwei hinter Kamper. Jetzt ist seine zentrale Aufgabe, einen neuen Chef für das Nürnberger Traditionsunternehmen zu finden.

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