Bei der Entwicklung einer eigenen Batteriezelle mit der Cellforce Group denkt Porsche inzwischen sogar an eine Gigafabrik. "Aus unserer Sicht kann diese Zelle eine große Innovation sein. Deshalb machen wir uns Gedanken, in welchem Maßstab wir sie einsetzen wollen", sagt Frenkel.
Die Tochter baut in Kirchentellinsfurt bei Tübingen gerade eine Serienfertigung auf. Diese soll mittelfristig eine Kapazität von mehr als einer Megawattstunde haben, viel mehr geht nicht. Für einen breiten Serieneinsatz müsste es aber deutlich mehr sein, weshalb ein zweiter großer Standort diskutiert wird. "Für wie viele Autos dies am Ende gilt und wie groß die Fabrik dann sein muss, ist noch offen", so Frenkel.
Lesen Sie hier das komplette Interview, das aus Anlass des 75-jährigen Bestehens von Porsche geführt wurde. Mehr in unserer Sonderedition "75 Jahre Porsche", die im Abo-Shop bestellbar ist.
Frau Frenkel, was war der Porsche-Moment in Ihrer Karriere?
Ich habe früher in der Zulieferindustrie gearbeitet. Die Bereitschaft, Dinge zeitnah und unbürokratisch umzusetzen, habe ich dort sehr gemocht. Porsche ist mir damals aufgefallen, weil schnelle Entscheidungen getroffen und neue Wege gegangen wurden. Das Unternehmen war ein attraktiver Partner, die Produkte sensationell. Die Faszination war also schon länger da. Als ich bei meinem Bruder in einem Porsche mitfahren durfte, habe ich gedacht, so einen will ich später auch haben.
Was für ein Modell fahren Sie denn aktuell?
Ich fahre einen 911 Turbo S Cabrio in Lava-Orange. Aber ich mag natürlich auch die anderen Modelle wie den vollelektrischen Taycan oder den Macan, den ich als Familienauto nutze.
Die Lieferzeiten für Kunden sind lang, wie steht es um die Versorgung mit Teilen?
Unsere Kunden bestellen bei uns ihr Traumauto. Ich bin dankbar, dass sie dafür auch Wartezeit in Kauf nehmen. Denn die Lage ist immer noch volatil. Das Thema Halbleiter beschäftigt uns weiter. Die Chipknappheit ist über die Pandemie hinaus ein strukturelles Thema. In einem Taycan etwa sind rund 5000 elektronische Bauteile verbaut. Da kann es immer mal wieder zu Engpässen kommen.
Haben Sie aus der Krise gelernt?
Ja, man kann aus jeder Krise lernen. Das Gute ist, dass wir eine hervorragende Datenbank aufgebaut haben und die Versorgungslage genau analysieren können. Über eine Lagerhaltung können wir kurzfristige Ausfälle besser überbrücken. Aber wir sehen auch, dass durch die Transformation mehr Zulieferer zu kämpfen haben. Es gibt immer wieder Partner, die straucheln. Da müssen wir gemeinsam Lösungen finden.
Was sind konkret die Probleme?
Es sind unterschiedliche Herausforderungen. Bei manchen sind es die gestiegenen Kosten. Das können Rohstoffe sein wie Stahl, Kunststoff oder Lithium für Batterien. Aber auch die deutlich gestiegenen Personalkosten durch die Inflation, die beispielsweise den Dienstleistern in der Logistikbranche zu schaffen machen. Wo Preissteigerungen nachvollziehbar sind, leisten wir unseren Beitrag. Aber nicht jede kritische Situation kann durch uns gelöst werden. Auch die Lieferanten müssen ihre Hausaufgaben machen.
Wie stark sind denn für Porsche die Kosten gestiegen? Lässt sich das beziffern?
Wie gesagt: Wir beteiligen uns, wenn es berechtigt ist. Aber Kosten für den Umstieg vom Verbrenner auf die Elektromobilität müssen von den Lieferanten aus einer guten Ertragslage heraus selbst gestemmt werden. Das ist bei uns nicht anders.
Da bleiben Sie hart?
Wenn ein Unternehmen in eine neue Technologie oder ein Geschäftsfeld investiert, ist es üblich, in Vorleistung zu gehen. Wir tun das auch. Da müssen Wege und Lösungen bei der Finanzierung gefunden werden. Die Transformation bringt aber auch Vorteile.
Inwiefern?
Als wir im Jahr 2021 von unseren Serienlieferanten gefordert haben, Grünstrom in der Produktion unserer Teile einzusetzen, waren einige Partner zunächst skeptisch. Aber es war klar, dass sich damit über den Energieverbrauch auch Kosten sparen lassen. Gleiches gilt auch für die nachhaltigen Materialien in unseren Fahrzeugen. Diese können auch mit CO2-Reduzierungen verbunden sein. Mir geht es darum, die Chancen zu sehen.
Was haben Sie aus dem Versorgungsengpass noch gelernt?
Wir stellen uns noch breiter auf. Etwa indem wir bei den Rohstoffen Partner finden, mit denen wir langfristige Verträge abschließen. Und wir werden manche Dinge auch selber machen, etwa Batteriezellen mit der Cellforce Group.
Wie ist da der Stand?
Wir sind dabei uns zu überlegen, in welchen Fahrzeugen und in welchem Volumen wir diese Hochleistungszellen in Zukunft einsetzen wollen.