Aufträge im Neuwagenhandel brechen weiter ein

Nach einem erfolgreichen Jahr steht das Kfz-Gewerbe vor schwierigen Monaten: Im Jahr 2023 hätten Autohäuser und Werkstätten ihren Umsatz um knapp zwölf Prozent auf 207 Milliarden Euro gesteigert, teilte der Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK) im Rahmen seiner Jahrespressekonferenz mit.

Doch nun bleiben die Aufträge aus: Die Bestellungen für Elektroautos (BEV) brachen im Januar 2024 sowohl bei privaten als auch bei gewerblichen Kunden durchschnittlich um jeweils rund 50 Prozent im Jahresvergleich ein. Etwas weniger hart traf es Plug-ins mit rund 43 Prozent.

Die negative Entwicklung kann das stärkere Interesse am Verbrenner nicht ausgleichen: Privatkunden bestellten zum Jahresstart rund elf Prozent mehr Benziner und Diesel, bei Gewerbekunden nahmen die Aufträge um etwa acht Prozent zu. Dies geht aus einer ZDK-Umfrage Anfang Februar hervor, an der sich rund 700 Autohäuser und Werkstätten beteiligten.

Doch die Händler sind skeptisch für das laufende Jahr: Mehr als 90 Prozent gehen davon aus, dass Privatkunden weniger Elektroautos bestellen, nur jeder Dritte erwartet mehr Interesse an Benziner und Diesel. Auch für den gewerblichen Bereich ist die Einschätzung ähnlich: 83 Prozent rechnen mit einem Bestellrückgang bei BEVs, 32 Prozent erwarten mehr Interesse der Unternehmen für Verbrenner.

„Diese Momentaufnahme unterstützt unsere Jahresprognose von rund 2,65 Millionen neuen Pkw, das wären 200.000 Einheiten weniger als in 2023“, sagte ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn.

Der Pessimismus rührt auch die das mangelnde Interesse an Elektroautos. „Wir brauchen einen klaren Plan für den weiteren Hochlauf der E-Mobilität, mit stabilen und berechenbaren Rahmenbedingungen, gerade auch bei den Steuern“, fordert ZDK-Präsident Arne Joswig. „Sonst wird das Ziel von 15 Millionen E-Fahrzeugen bis 2030 nicht zu erreichen sein.“

Damit ruht die Hoffnung der Branche für die nächsten Monate mal wieder auf dem Werkstattgeschäft: Rund 85 Prozent der Autohäuser und Werkstätten schätzen die Auftragssituation für 2024 als (sehr) gut ein oder zumindest neutral. Schon im vergangenen Jahr war das Servicegeschäft ein Treiber: Mit einem Umsatzplus von knapp 18 Prozent auf 33,8 Milliarden Euro entwickelte sich das lukrative Geschäftsfeld gut.

Steigende Preise in Werkstätten und bei Teilen sowie die Kaufzurückhaltung bei Neu- und Gebrauchtwagen, so dass der Fahrzeugbestand deutlich älter als zehn Jahre ist, sind entscheidende Aspekte für die Entwicklung.  Die Werkstattauslastung lag im Jahresdurchschnitt bei 87 Prozent und damit um zwei Punkte über dem Vorjahresniveau und vier Punkte über dem Jahr 2019.

Quelle: ZDK

Positiv entwickelte sich im vergangenen Jahr auch das Gebrauchtwagengeschäft: Von den gut sechs Millionen Pkw-Besitzerwechseln wurden 37 Prozent über den Markenhandel verkauft. Der Umsatz stieg hier um 15,2 Prozent auf 58,4 Milliarden Euro. Hauptgrund: Der bisherige Höchststand des durchschnittlichen Fahrzeugpreises, der laut DAT bei 26.170 Euro lag.

Noch besser entwickelte sich der freie Handel mit Gebrauchten: Mit rund zwei Millionen Pkw-Besitzumschreibungen (plus 39,8 Prozent) und einem Anteil von 34 Prozent am Gesamtmarkt erzielte der freie Pkw-Handel einen Umsatz von 32,2 Milliarden Euro (+ 19,3 Prozent).

Aus dem Datencenter:

Die 100 größten Autohandelsgruppen in Deutschland nach Gesamtabsatz