Individualität war lange Zeit ein Begriff, den vor allem die Premiumhersteller mit wirtschaftlichem Erfolg gleichgesetzt haben. Die Variantenvielfalt ging in die Millionen, vor allem bei Vorzeigemodellen wie dem Siebener von BMW. Wer 100.000 Euro und mehr für ein Auto zahlt, will keinen Doppelgänger davon auf dem Firmenparkplatz sehen. Dachte man lange Zeit. Doch dieses Denken ist überholt. Auch wegen Apple und Tesla.
Und wegen der zig Milliarden Euro, die BMW & Co. in die Elektromobilität und das selbstfahrende Auto stecken müssen. Deshalb setzen sie jetzt den Rotstift an und streichen die Liste der Varianten kräftig zusammen. „Wenn so viel investiert wird, muss an anderer Stelle gespart werden. Dann gibt es eben nicht mehr fünfDieselvarianten, sondern nur noch zwei oder drei“, sagt BMW-Finanzchef Nicolas Peter im Automobilwoche-Interview. Zehn oder mehr Motoren pro Modell, mehr als 100 Lenkradvarianten, etliche Sitzbänke, unzählige Farbkombinationen – zu viel aus Sicht des BMW-Vorstands.
Auch seine Kollegen bei den anderen Herstellern stimmen ins Streichkonzert ein. Volkswagen will nach Informationen der Automobilwoche aufgrund des gestiegenen Profitabilitätsdrucks etliche Motor- und Getriebevarianten aufgeben. Besonders häufig sind Autos mit Handschaltung betroffen, die immer seltener gekauft werden.
36 Modellversionen vom Kleinwagen Up über das SUV Tiguan bis zum Coupé Arteon wird VW von August an einsparen. „Die Optimierung der Getriebe-Motoren-Varianten ist immer eine gute Idee, unabhängig von WLTP oder einer zunehmenden Elektrifizierung“, sagt VW-Konzernfinanzvorstand Frank Witter.