Virginia plant Anti-Agenturmodell-Gesetz

Autohändler in den USA haben enormen politischen Einfluss. Wie groß er ist, zeigt sich aktuell im US-Bundesstaat Virginia. Sowohl das dortige Repräsentantenhaus als auch der Senat des Ostküstenstaats haben einstimmig einen Gesetzentwurf verabschiedet, der sich getrost als Anti-Agenturmodell-Gesetz bezeichnen lässt.

Hintergrund ist die wachsende Sorge vieler Händler, dass Autohersteller wie in Europa im Vertrieb Agenturmodelle einführen wollen. Der Gesetzesentwurf nun verbietet Autoherstellern – explizit auch online – verbindliche Verkaufs- oder Leasingkonditionen mit den Kunden auszuhandeln sowie Händler zu Auslieferungsagenten für Neuwagen zu machen, deren Konditionen der Hersteller direkt mit dem Kunden ausgehandelt hat. Auch die Konditionen für die von den Händlern angebotenen Wartungs- und Serviceverträge dürfen OEM nicht direkt mit den Kunden vereinbaren.

Weiter ist es Herstellern verboten, das Eigentum an Neufahrzeugen bis zum Verkauf zu behalten, anstatt sie an Händler zu verkaufen, die sie auf Lager halten. Erlaubt wäre jedoch, gemeinsame Fahrzeugbestände zu unterhalten aus denen Händler ihr Inventar kaufen können. Zu guter Letzt dürfen Franchiseverträge nicht einseitig ohne ausdrückliche Zustimmung der Händler geändert werden.

"Der Grund für all diese Punkte ist, wenn Sie so wollen, sicherzustellen, dass wir hier nichts bekommen, was nach Agenturmodell aussieht", erklärte Don Hall, CEO der Virginia Automobile Dealers Association gegenüber Automotive News, einem Schwesterblatt der Automobilwoche. Hall zufolge könnte einer der beiden beschlossenen Gesetzentwürfe schon in wenigen Tagen endgültig verabschiedet werden.

Obwohl die Gesetze vieler Bundesstaaten den Direktvertrieb an Verbraucher ohnehin bereits verbieten, solle die neuerliche Initiative nun auch weitere Praktiken unterbinden, mit denen Händler umgangen werden könnten. "Jeder wird Ihnen in Amerika sagen: Wir glauben nicht an Agenturmodelle. Wir werden nie ein Agenturmodell machen", so Hall.

Mit welchem Nachdruck Händler in den USA gegenüber den Herstellern ihre Interessen durchsetzen zeigt das Beispiel des E-Auto Vertriebs bei Ford. Die Marke wollte, dass die Händler für den Vertrieb von E-Autos massiv investieren, unter anderem in Ladeinfrastruktur. Bis zu 1,2 Millionen Dollar sollten Händler ausgeben. Wer nicht investiert, sollte keine E-Autos verkaufen dürfen, so der Plan. Nach massiven Widerstand setzten Händlervertreter jedoch eine Zwischenstufe mit einem auf 500.000 Dollar drastisch verringertem Invest durch. Bei dieser sollten Händler neben anderen Einschränkungen (keine Lager- und Vorführwagen) maximal 25 E-Autos verkaufen dürfen.

Doch auch das wollten sich viele Händler nicht bieten lassen. Schlussendlich kassierte Ford die Obergrenze von 25 Fahrzeugen und reduzierte darüber hinaus auch noch die vorgeschriebenen Schulungsausgaben um 10.000 Dollar.

Aus dem Datencenter:

Zulassungszahlen in den USA im vierten Quartal 2022