Das Geschäft mit der Pixel-Inflation

Entwickler träumen schon lange davon, LED-Scheinwerfer quasi wie Beamer zu nutzen und die Straßen für jede Situation perfekt auszuleuchten oder auch Symbole auf die Fahrbahn zu projizieren. Aus der Idee wurden bislang nur langsam Serienprodukte mit überschaubaren Möglichkeiten zur Gestaltung des Lichtstrahls. Porsche lässt jetzt Taten sprechen und spendiert dem Cayenne im Zuge des Modellwechsels hochauflösendes Matrix-Licht von Hella.

Für 2255,05 Euro Aufpreis gibt es 32.768 einzeln steuerbare Mikro-LEDs pro Scheinwerfer. VW will mit dem Touareg nachziehen. Die Zahl der einzeln steuerbaren Pixel ist wichtig, weil sie darüber entscheidet, wie exakt man die für jede Situation ideale Lichtverteilung erreichen oder wie scharf man eine Warnung vor einer Gefahrenstelle oder Blitzeis auf die Fahrbahn projizieren kann.

Mit den seit schon fast zehn Jahren verfügbaren zweistelligen Pixel-(LED)-Zahlen pro Scheinwerfer sind die Möglichkeiten begrenzt. Realisiert wurde unter anderem Fernlicht, das den Bereich, in dem sich der Gegenverkehr befindet, ausspart.

Mercedes-Benz hatte schon früh in der A-Klasse LED-Scheinwerfer mit 18 einzeln ansteuerbaren LEDs, aktuell sind etwa im Multibeam-LED-Modul 84 LEDs pro Scheinwerfer verbaut. Auf 84 kommt auch das IntelliLux-LED-Pixellicht von Opel.

Aus diesem Rahmen brach Mercedes-Benz 2018 mit der Maybach S-Klasse aus. Eine Kleinserie bekam "Digital Light", das pro Scheinwerfer mehr als eine Million Pixel Auflösung bot. Allerdings nicht durch Massen einzelner LEDs, sondern indem eine Million einzeln beweglicher Mikrospiegel Lichtpunkte auf die Straße warf – oder eben nicht.

Auch Audi verbaut im e-tron Sportback und im Q8 e-tron 1,3 Millionen Mikrospiegel pro Scheinwerfer. Davon unterscheiden sich nun die Scheinwerfer im Cayenne und im künftigen VW Touareg, weil sie tatsächlich mit vielen separat steuerbaren Mikro-LEDs arbeiten.

Bei Porsche etwa finden sich auf einem 12,8 mal 3,2 Millimeter großen Chip 16.384 dieser Lichtquellen. In jedem Scheinwerfer stecken zwei dieser Chips. Zuvor hatte Porsche auch mit 84-LED-Systemen gearbeitet. VW kündigt für den Touareg pro Scheinwerfer rund 19.200 Mikro-LEDs an. Das sind zwar weniger Pixel als bei den Mikrospiegeln. Aber dafür ist jede einzelne LED durch eine Grafikkarten-ähnliche Steuerung von Hella in 1024 Stufen dimmbar.

Den Kunden soll der Aufwand konkreten Nutzen bringen, indem auf Basis von Geschwindigkeits-, Kamera- und Navigationsdaten alle 16 Millisekunden neu berechnet wird, wie das Licht für die jeweilige Situation optimal zugeschnitten wird. Die Projektion von Informationssymbolen auf die Fahrbahn hat Porsche im Cayenne noch nicht umgesetzt. Aber das dürfte nur eine Frage der Zeit sein. Gearbeitet wird daran auch andernorts. Ford testet solche Systeme, Hyundai Mobis stellte im Mai ein solches System vor.

Aus dem Datencenter:

Wer liefert was für den Porsche Cayenne Facelift 2023?