Versteckte Bonuskürzung für VW-Händler

Großer Ärger bei Deutschlands VW-Händlern. In einem Schreiben an seine Händler, das der Automobilwoche vorliegt, hat der Hersteller seine Händler heute über einen Eingriff in sein Bonussystem informiert. Für Händler geht es dabei um viel Geld. "Das wird allein mich rund 100.000 Euro kosten", schimpft ein mittelgroßer Händler und ergänzt: "Große Gruppen dürfte das Millionen kosten."

Konkret hebt VW die Schwellenwerte an, ab denen die Händler verschiedene Bonusstufen des sogenannten We Connect Bonus und des Mystery Shopping Bonus erreichen. Ersterer belohnt, wenn Kunden sich für VWs Connectivity Services anmelden, zweiterer das Abschneiden bei Mystery-Shopping Tests. Durch das Anheben der Schwellenwerte können Händler bei gleichbleibender Leistung künftig in eine niedrigere Bonusstufe rutschen und würden dementsprechend weniger Geld bekommen.

Bisher konnten Händler beim We Connect Bonus die höchste Bonusstufe von 1,0 beziehungsweise 0,33 Prozent (modellabhängig) erreichen, wenn sich mindestens 80 Prozent der Kunden für die Connectivity-Dienste anmelden. Ab sofort gibt es die höchste Stufe erst ab einer Quote von 95 Prozent. Gar keinen Bonus erhält, wer unter 65 Prozent liegt – zuvor waren es 50.

Ähnlich sieht es beim Mystery Shopping: Wer künftig die höchste Bonusstufe von 0,13 oder 0,4 Prozent (modellabhängig) erreichen will, braucht ein Rating von 98 Prozent. Bisher waren es 95. Die Eingangsschwelle für die erste Bonusstufe steigt gleichzeitig von 70 auf 83 Prozent.

Die VW-Partner stört vor allem, dass die Anpassung kurz vor Jahresende in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage passiert und ihnen damit sicher geglaubte Erträge verloren gehen. Er habe so eine Unverschämtheit noch nie erlebt, so der Händler. Rechtlich sei die Anpassung allerdings nicht zu beanstanden.

Die Bonusrichtlinie bei VW sieht vor, dass die Bewertungstabelle angepasst wird, wenn die prognostizierten Werte um einen bestimmten Schwellenwert von den tatsächlichen Werten abweichen. In diesem Fall waren die Händler im Schnitt deutlich besser als angenommen.

Die Händler hätten "einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der Kundenzufriedenheit geleistet und die Nutzung unseres Digitalen Ökosystems intensiviert", lobt VW die Händler dementsprechend in seinem Schreiben. Jedoch sei man verpflichtet, sich an die vereinbarte Richtlinie zu halten und sehe sich daher veranlasst, die Bonustabellen anzupassen.

Dass die Werte angepasst werden, akzeptieren grundsätzlich auch viele Händler. Es sei logisch, dass etwa bei steigendem Connectivityanteil dann auch die Prozentwerte angepasst würden, so ein Händler. Man wolle sich ja auch weiterentwickeln. Die Höhe der Anpassungen sei allerdings übertrieben. Wenn nur einer von 19 Kunden sich wegen datenschutzrechtlicher Bedenken gegen die Nutzung der Connectivity-Dienste entscheide, sei die höchste Bonusstufe bereits außer Reichweite. Das sei zu sportlich, so der VW-Partner.

Ein dritter VW-Partner wird ganz grundsätzlich: Die Bonussysteme und ihre Grenzwerte im Blick zu behalten und zu steuern sei für die Verkaufsleiter in den Betrieben mittlerweile mit so viel Verwaltungsaufwand verbunden, dass darunter die eigentliche Aufgabe leide, Autos zu verkaufen.

VW dürfte die Möglichkeit, das Bonussystem anzupassen, indes nicht ganz ungelegen kommen – der Hersteller arbeitet gerade an einem großen Sparprogramm, zu dem der Vertrieb vier Milliarden beisteuern soll. Die würde sich der Hersteller nun auch bei den Händlern holen, unkt einer von ihnen.