Neuer Hyundai Santa Fe: Mehr Alibi als Avantgarde

Sie sehen außen aus wie Raumschiffe und drinnen flimmert es bunter als in jeder Spielothek: Was in diesen Tagen so an SUVs auf die Straße kommt, hat mit Geländewagen oft nicht mal mehr den Allradantrieb gemein. Dass es auch anders geht, will uns Hyundai jetzt mit dem neuen Santa Fe beweisen.

Wenn der bei uns im Frühjahr zu Schätzpreisen knapp unter 65.000 Euro in die fünfte Generation geht, will er weder von aerodynamischer Effizienz noch von futuristischen Formen etwas wissen. Zumindest im Profil augenscheinlich inspiriert vom neuen Defender, sucht er die Nähe zum Abenteuer, lässt die Zivilisation weit hinter sich, leistet sich Ecken und Kanten und vor allem Charakter.

Natürlich hat die von ihrem Übervater Peter Schreyer aufgewertete Design-Truppe aber nicht stumpf bei Land Rover abgemalt. Sondern spätestens, wenn das Licht angeht und vorne wie hinten in der Signatur in XXL der Buchstabe H aufflammt, ist alle Verwechslungsgefahr gebannt.

Zwar gibt der in Radstand und Länge um jeweils rund fünf Zentimeter gewachsene Santa Fe von außen den hartgesottenen Charakter-Typen und Hyundai stempelt ihn mit dem Defender-Look, mit Klappgriffen zum besseren Beladen des optionalen Dachträgers und dem in wenigen Minuten zur Camping-Terrasse umgebauten Kofferraum zum Freizeit-Fahrzeug.

Doch zu allererst ist der Santa Fe mit seinen 4,83 Metern eine Familienkutsche für alle, die mehr als zwei Kinder oder einen guten Draht zur Nachbarschaft haben und früher vielleicht mal einen Van gefahren sind. Wozu sonst bauen die Koreaner hinten gleich zwei Sitzreihen ein? Dabei lassen sie den Kunden für die Mitte die Wahl zwischen zwei einzelnen Sesseln und einer durchgehenden Bank. Und weshalb sonst sollten Sie den Kofferraum um stolze 90 Liter vergrößert haben, sodass nun schon in der Grundkonfiguration 725 Liter transportiert werden können?

Dazu gibt es noch eine Menge praktische Details wie die riesige Box in der Mittelkonsole, deren Deckel erstmals von vorne wie von hinten zu öffnen ist, die aus den Elektromodellen übernommenen Ruhesitze mit ausfahrbarer Beinauflage für die erste Reihe und als Weltneuheit ein zweites Handschuhfach, in dem – Corona lässt grüßen – UV-Strahler das Handy und anderen Kleinkram von Keimen befreien. Und weil sich Hyundai nicht ganz gegen den Trend stemmen will, haben die Koreaner in der erfreulich analogen Bedienlandschaft natürlich digitale Instrumente eingebaut, wie wir sie aus den Ioniq-Modellen kennen; den großen Touchscreen daneben inklusive.

Ein bisschen mit dem Trend gehen sie auch unter der Haube und bieten zumindest in Europa nur noch elektrifizierte Antriebe an. Der Diesel ist Geschichte und dem 1,6 Liter großen (oder in diesem Fall eher kleinen) Benziner mit seinen vier Zylindern und bestenfalls 180 PS steht immer eine E-Maschine zur Seite. Im Basismodell wird die aus einem kleinen Pufferakku gespeist, der sich nur beim Bremsen auflädt. In der Topversion ist die Batterie groß genug für einen Steckdosen-Anschluss. Wobei Größe auch hierbei relativ ist: Während Konkurrenten wie der Skoda Kodiaq mittlerweile an die 100 Kilometer rein elektrisch schaffen, orientieren sich die Koreaner am Vorgänger, sodass mit nicht viel mehr als 14 kWh und knapp 70 Kilometern zu rechnen ist. Und wenn sich an der Ladeleistung von 3,3 kW nicht viel tut, werden selbst die wohl die meiste Zeit ungenutzt bleiben.

Ebenfalls eher gemächlich, aber dafür gemütlich ist das Fahren – bei guten neun Sekunden von 0 auf 100 und maximal 190 km/h ist die Premium-Konkurrenz weit entfernt, und ein bisschen mehr Souveränität würde einem derart stolzen Auto auch gut zu Gesicht stehen.

Aber man kann Hyundai dieses Auto nach alter Väter Sitte kaum vorwerfen. Schließlich bedienen sie damit vor allem die konservative Kundschaft und all jene, die sich einen langsamen Übergang in die neue Zeit wünschen – vor allem auf dem wichtigsten Markt in den USA. Wer den Wandel schneller haben will, der muss nur noch ein bisschen länger warten. Dann kommt der Ioniq7 im ähnlichen Format, mit Raumfahrtdesign, mit digitalem Bodenzauber und einem rein elektrischen Antrieb, der für gut und gerne 500 Kilometer stehen sollte.

Aus dem Datencenter:

Modellvorschau Hyundai 2024 bis 2026