Opel Astra Sports Tourer Electric: Endlich mal kein SUV!

Opel riskiert mal wieder eine große Klappe – und das diesmal sogar zu Recht. Denn lange bevor VW den ID.7 als Tourer bringt, BMW den i5 als Touring und Audi den A6 e-tron Avant, schicken die Hessen noch in diesem Jahr den Astra Sports Tourer Electric in den Handel und rühmen ihn als ersten Kombi, der gleichermaßen für die Laderampe wie für die Ladesäule gemacht ist.

Die Preise beginnen bei 43.490 Euro und liegen damit nur moderate 1500 Euro über dem elektrischen Fünftürer. Doch vom billigsten Benziner in der Baureihe trennen den Stromer dann schon mindestens 15.000 Euro, und selbst bei ähnlicher Leistung und Ausstattung noch knapp 10.000 Euro. Spätestens wenn im nächsten Jahr die Bafa-Förderung abgeschmolzen wird, ist der elektrische Lademeister dann erstmal ein teures Vergnügen. Aber mangels Konkurrenz eben auch ein exklusives.

Schick und schnörkellos und mit seinem glatten Vizor-Gesicht frisch aber nicht futuristisch – so glänzt der Kombi ohne nennenswerte und vor allem ohne sichtbare Unterschiede zu den Verbrennern auch als Elektromodell mit funktionaler Eleganz, die an der Ladesäule sogar noch ein wenig mehr auffällt. Schließlich wimmelt es dort derzeit nur so von mehr oder minder überdimensionierten SUVs.

Da wird eine Familienkutsche im klassischen Schnitt zur wohltuenden Abwechslung – und zur praktischen Alternative: Schließlich bietet der im Radstand um sechs und in der Länge um 27 Zentimeter gestreckte Astra nicht nur mehr Platz für die Kids im Fond, sondern vor allem für die Koffer und Kisten dahinter. Wo der elektrische Fünftürer 352 Liter fasst, sind es beim 4,64 Meter langen Kombi schon 516 und mit umgeklappter Rückbank dann sogar 1553.

Die E-Fahrer müssen dabei nicht einmal große Abstriche machen. Denn obwohl irgendwo Platz bleiben muss für die 17 Batterie-Module mit jeweils sechs Zellen, wird der primäre Laderaum davon nicht beeinträchtigt. Nur im Souterrain fehlt etwa die Hälfte an Stauraum, aber zumindest für Warndreieck, Pannenset und auch fürs Ladekabel reicht der doppelte Boden allemal.

So, wie es bei Aufbau, Ausstattung und Ambiente keinen Unterschied gibt zum "normalen" Kombi, so macht Opel auch beim Antrieb keine Unterschiede zum elektrischen Fünftürer und baut auch im Sports Tourer die neueste Generation des Stellantis-Standards ein. So dreht im Bug eine E-Maschine von 156 PS und 270 Nm und im Boden ist ein Akku mit 54 kWh, der beim Laden aber eher langsam ist. Serienmäßig 11 kW am Wechselstrom sind zwar in Ordnung, aber 100 kW an der DC-Säule mittlerweile nur noch unteres Mittelmaß.

Zwar wirkt der Astra damit auf dem Papier ein bisschen wie aus der zweiten Liga. Aber in der Praxis hat er allemal das Zeug zum Aufsteiger. Denn er fährt – dem vergleichsweise niedrigen Gewicht und der hohen Effizienz des Antriebs sowie der serienmäßigen Wärmepumpe sei Dank – mit einer Normreichweite von 413 Kilometern nicht nur ähnlich weit wie viele Skateboard-Autos der Konkurrenz, sondern er fährt mit bis zu 170 km/h auch etwas schneller.

Und vor allem fühlt er sich spürbar sportlicher und engagierter an: Obwohl natürlich auch der Astra mit der Batterie etwas höher steht, ist die Sitzposition nicht ganz so abgehoben, und vor allem fühlt sich der Fahrer nicht so weit vom Geschehen entrückt wie in vielen reinen Elektroautos. Stattdessen greift man engagiert ins Lenkrad und spürt einen Fahrspaß, den viele Stromer so nicht bieten können.

Das ist schon beim Fünftürer so und wird mit dem um sechs Zentimeter gestreckten Radstand des Sports Tourers noch ein bisschen besser. Dass man dafür auch im sogenannten B-Modus nicht ganz mit einem Pedal fahren kann und dass man beim Parken einmal mehr rangieren muss, lässt sich da leicht verschmerzen.

Er sieht gut aus, fährt noch besser und hat zwar weder die größte Batterie noch den stärksten Motor, von der Ladeleistung ganz zu schweigen, bietet dafür aber ein alltagstaugliches und halbwegs bedarfsgerechtes E-Paket. Und vor allem ist Opel damit einmal mehr dem ewigen Konkurrenten VW voraus.

Nur eines ist der Astra Sports Tourer nicht: der erste elektrische Kombi aus Europa. Selbst wenn man den Porsche Taycan Sport oder Cross Turismo mal geflissentlich als Lifestyle-Laster aus einer ganz anderen Liga ignoriert, müssen sich die Hessen diese Ehre ausgerechnet mit ihrer Schwestermarke Peugeot teilen, die das identische Paket quasi gleichzeitig auch im 308 SW anbieten.

Aus dem Datencenter:

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