Google setzt auf künstliche Intelligenz und hat KI-Produkte für Industriekunden entwickelt. In der Autobranche sammeln BMW und Bosch damit erste Erfahrungen.
BMW digitalisiert seine Fabriken und schafft von allen Objekten in der Fabrik einen digitalen Zwilling.
Suchmaschine ist jetzt, KI wird die Zukunft. So, oder so ähnlich könnte man Googles Vorstoß bei künstlicher Intelligenz beschreiben. Schon 2016 hat Google-CEO Sundar Pichai Google eine "AI-first-Company" genannt.
Bis Herbst 2023 ist allerdings nicht allzu viel passiert. Doch dann kam ChatGPT im großen Stil, und Google brauchte Antworten auf diesen KI-Erfolg der Firma OpenAI. "Seitdem ist nichts mehr, wie es war. Die Welt ist eine völlig andere geworden", sagt Stefan Ebener.
Ebener leitet über 33 Länder hinweg ein Expertenteam von Google Cloud für die Verbesserung von multimodalen Systemen mithilfe generativer KI. "In den vergangenen Monaten ist kein Stein auf dem anderen geblieben", sagt der Experte.
Neue Struktur, neue Strategien, neue Produkte. Von Mountain View, dem Google-Hauptsitz in Kalifornien, bis in alle Bereiche weltweit lautet die Devise jetzt wirklich: AI first.
Für Google soll künstliche Intelligenz zum Hauptgeschäftstreiber der Zukunft werden – angefangen bei der KI-Technologie, also der Software, bis hin zur Hardware soll alles mit KI verknüpft und auf KI hin anwendbar sein – im besten Falle made by Google.
Dafür baut das Unternehmen eigene KI-Chips, hat die KI-Plattform Gemini gelaucht, mit der sie vor allem dem Konkurrenten ChatGPT den Kampf ansagen wollen. Zudem wurde die KI-Plattform Vertex AI an den Markt gebracht – eine Plattform, über die Unternehmen ihre eigenen KI-Produkte bauen können.
Diese Neuorientierung des Portfolios hat auch Folgen für die Automobilindustrie: So hat BMW etwa hat mithilfe von Google Cloud eine eigene Plattform für die Digitalisierung von Fabriken gebaut. Die BMW-Plattform "Sordi.ai" basiert dabei auf der Google-KI "Vertex AI", in die auch der Google-KI-Dienst Gemini integriert ist.
Mit Hilfe von "Sordi.ai" digitalisiert BMW derzeit seine Fabriken und Produktionsanlagen mit ihren Abertausenden Objekten und erschafft davon digitale Gegenstücke, sogenannte digitale Zwillinge. Auch BMW-Partner und -Kunden haben Zugang zu dieser Plattform, damit auch sie ihre Anlagen digitalisieren können.
Dabei werden einzelne Objekte innerhalb der Fabrik erfasst. Bislang ergaben diese Objekt-Scans digitale Punktewolken, deren dahinterliegenden Datensätze oft ungenau und lückenhaft waren. Die Google-KI kann diese Punktewolken entschlüsseln, erkennen, verifizieren und in 3-D-Modelle umwandeln.
Außerdem "Sie fungieren dann als digitale Zwillinge, über die die Anlagen vorab simuliert und nachfolgend um ein Vielfaches schneller als bislang in Betrieb genommen oder gewartet werden können", sagt Ebener.
Auch Zulieferer Bosch setzt auf Googles KI-Dienste – allerdings im Bereich Marketing. Derzeit testet das Unternehmen, inwieweit Kampagnen beispielsweise durch die Erstellung von KI-Bildern schneller und kostengünstiger umgesetzt werden können.
Mit der Google-KI sollen Mitarbeiter durch Prompts Bilder, Social-Media-Posts und Texte erstellen – ganz ohne Hilfe von einer Agentur. "Wir gehen hier von Einsparungen in vier-bis fünfstelliger Höhe allein pro Bild aus", sagt Sonja Buchholz, zuständig für datengetriebenes Marketing bei Bosch Digital.
Beim Einsatz künstlicher Intelligenz wird immer wieder die Frage nach der Verifizierbarkeit laut: Wie wahr und belastbar sind die Daten, die eine KI ausspuckt? KI-Experte Ebener arbeitet auch an diesem Thema mit seinem Team, dem sogenannten "Grounding". So nutzen Google-Plattformen wie Gemini die Suchmaschine von Google zur Verifizierung von Bild, Text und Inhalt und gibt Quellenangaben an.
Darüber hinaus hat Google Grounding-Möglichkeiten für Unternehmensplattformen geschaffen. Dabei werden Offline-Daten von Unternehmen der KI zugänglich gemacht. "So kann die KI sie zur Erstellung von Beiträgen aber auch zum Gegenchecken nutzen", sagt Ebener.
