Europachefin: "Sie werden große Veränderungen bei BYD sehen"

BYDs Europachefin Stella Li zieht eine gemischte Bilanz der Performance des chinesischen Automobilherstellers in Europa. Zwar verzeichnet BYD  in Großbritannien, Frankreich, Spanien und Italien große Zuwächse. Aber in Schweden und Deutschland wurde erheblich an Boden verloren. Vor allem wegen Deutschland sieht das Unternehmen Handlungsbedarf.

“Wir sind mit dem Ergebnis nicht zufrieden“, sagte Li, Executive Vice President von BYD, auf der Pariser Automesse im Gespräch mit Automobilwoche und Automotive News Europe. “Deshalb werden Sie in den nächsten Monaten mehrere große Veränderungen bei BYD sehen.”

BYD plane, sein Händlernetz in Europa bis Ende nächsten Jahres zu "verdoppeln bis verdreifachen", sagte Li, ohne weitere Details zu nennen. In Deutschland wird BYD sein Netz schneller ausbauen. Die  Zahl der Händler soll  bis Ende 2025 von derzeit 26 Stores auf 120 steigen.

BYD hat in Deutschland bereits mit der Umstrukturierung begonnen. Die Chinesen haben Vertriebspartner Hedin Electric Mobility übernommen, nachdem die Verkäufe auf dem größten Markt Europas laut dem Marktforschungsunternehmen Dataforce bis August um 38 Prozent auf 1.650 Fahrzeuge gesunken waren.

"Wenn BYD eine der führenden Automarken weltweit werden möchte, müssen wir dies tun", begründet Li die Entscheidung, in wichtigen Märkten die Kontrolle über den Verkauf und die Distribution direkt zu übernehmen.

Erfolg in Deutschland ist für BYD von entscheidender Bedeutung, da das Unternehmen mittelfristig einen Marktanteil von fünf Prozent an E-Autos und Plug-in-Hybriden in Europa erreichen möchte. Die Verkäufe von BYD in Deutschland blieben gering, obwohl der Automobilhersteller erhebliche Investitionen tätigte. Während der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland war BYD beispielsweise Hauptsponsor.

In Schweden schrumpften die BYD-Verkäufe zwischen Januar und August um 66 Prozent auf 648 Fahrzeuge, während sie im Vereinigten Königreich von 213 auf 4.110 stiegen. In Spanien gingen die Zahlen von 154 auf 1.828 und in Frankreich von 111 auf 2.138 Fahrzeuge nach oben (alle Daten laut Dataforce).

Laut Li musste BYD sich auch an die lokalen Kaufgewohnheiten anpassen. "Europäische Verbraucher sind ein bisschen konservativ", sagt sie. Autokäufer seien unsicher, was den Umstieg auf Elektrofahrzeuge betrifft, insbesondere nachdem Länder wie Deutschland Förderprogramme  beendet haben und mehrere Automobilhersteller gegen die strengeren CO2-Ziele der EU protestiert haben.

"Es ist ein sehr verwirrender und herausfordernder Markt, aber ich denke, wir haben viel Erfahrung. Sobald die Verbraucher in unsere Autos einsteigen, verlieben sie sich sofort", sagte Li.

BYD erwartet, dass neue Fabriken in Ungarn und der Türkei dem chinesischen Automobilhersteller helfen werden, erhöhte Importzölle auf Fahrzeuge auszugleichen, die es aus dem Heimatmarkt exportiert. Die Produktion in Ungarn soll Ende 2025 beginnen. In der Türkei wird die Produktion Li zufolge voraussichtlich 2026 in Betrieb gehen.

Anfang dieses Monats stimmten die EU-Mitgliedstaaten knapp für Importzölle auf in China hergestellte Elektrofahrzeuge von bis zu 45 Prozent. Die Begründung der EU-Kommission: unfaire Subventionierung durch Peking. Chinas Regierung bestreitet unfaire Wettbewerbsvorteile und droht mit Gegenmaßnahmen.

Für BYD bedeutet dies einen zusätzlichen Zoll von 17 Prozent, zusätzlich zu den bereits bestehenden 10 Prozent. Li sagte, die höheren Importzölle seien eine "kurzfristige Herausforderung" und fügte hinzu, dass am Ende der Kunde für diese politische Entscheidung zahlen müsse. "Der Zoll ist unfair für die europäischen Verbraucher, da er ihren Zugang zu leistungsstarken Elektrofahrzeugen einschränkt", sagte sie. "Es ist schade."