Monopol bei Ladeinfrastruktur sorgt für überhöhte Preise

Der Markt für öffentliches Laden leidet unter einem Monopol. Fahrer von E-Autos müssen deshalb an öffentlichen Ladesäulen für Ladestrom zu viel bezahlen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Statistikunternehmens Statista im Auftrag des Hamburger Ökostromanbieters Lichtblick.

Demnach bezahlen Autofahrer für spontanes Laden an öffentlichen AC-Ladesäulen (Wechselstrom) im Schnitt 52 Cent pro Kilowattstunde (kWh) Strom. Für 100 Kilometer Reichweite summiert sich das bei einem Verbrauch von 20 kWh auf 10,42 Euro. Bei den schnelleren DC-Ladern (Gleichstrom) sind es sogar 12,51 Euro (63 Cent/kWh). Für einen Benziner mit sechs Litern Verbrauch fallen dagegen auf dieselbe Distanz 10,47 Euro an. Beim teuersten Anbieter in der Untersuchung, dem Autohersteller-Joint-Venture Ionity, kosten 100 Kilometer laut Studie sogar 15,80 Euro.

Würden die Ladesäulenbetreiber die Strompreisbremse und Zusatzeinnahmen etwa aus der THG-Quote an ihre Kunden weitergeben, wären laut Statista und Lichtblick jedoch Preissenkungen von bis zu 56 Prozent auf 23 Cent pro kWh möglich, vier Cent aus der Weitergabe der Strompreisbremse und 25 Cent aus der THG-Quote. "Die hohen Strompreise an der Ladesäule bremsen die Verkehrswende. Derzeit profitieren nur die Ladesäulenbetreiber von der Strompreisbremse und dem Klimabonus. Die E-Autofahrer gehen leer aus", kritisiert LichtBlick-Sprecher Ralph Kampwirth. Die Bundesregierung habe es versäumt, die Ladesäulenbetreiber zur Weitergabe der Zusatzerlöse zu verpflichten.

Dass diese Preisvorteile nicht freiwillig weiterreichen, liegt der Analyse zufolge an der Struktur des Ladesäulenmarktes: Je nach Region sei der Löwenanteil der örtlichen Ladesäulen in der Hand von nur einem Betreiber, oft der lokale Energieversorger. Spitzenreiter ist Wiesbaden, wo 91 Prozent der Ladesäulen in der Hand von ESWE sind. Ähnlich sieht es aber auch in anderen Großstädten aus. In Hannover etwa sind 89 Prozent der Ladesäulen in der Hand eines Unternehmens (Enercity), in Köln 88 (RheinEnergie), in München 85 (Stadtwerke München), in Hamburg 83 (Stromnetz Hamburg) und in Berlin 70 (Berliner Stadtwerke).

Das erlaube den Monopolisten, die Preise zu diktieren, klagt Lichtblick und spricht von "massiven Marktversagen". "Das Märchen von Wettbewerb zwischen Ladesäulenbetreibern ist ausgeträumt. Ladesäulen sind keine Tankstellen", sagt Kampwirth. Gerade letzteres sei ein wichtiger Grund für die Herausbildung der Monopole. Weil das Laden zeitintensiv ist, sei viel öffentlicher Parkraum erforderlich. An diesen kämen die lokal gut verdrahteten Stadtwerke viel leichter heran als ortsfremde Konkurrenten. Das sei bei Tankstellen, die nicht viel Platz brauchen, anders.

Lichtblick beklagt daneben, dass die Ladesäulenbetreiber für ihren Strom von Kunden mit Ladekarten von Drittanbietern um bis zu 55 Prozent höhere Preise verlangen als von eigenen Kunden. Das sei eine "kartellrechtswidrige Ausnutzung ihrer Monopolstellung". Um den Wettbewerb in Gang zu bringen, fordert der Ökostromanbieter, dass Ladesäulenbetreiber per Gesetz dazu verpflichtet werden, den Strom anderer Stromversorger wie beim Stromzähler im Haushalt, bis an die Ladesäulen durchzuleiten. Aktuell liefert der Ladesäulenbetreiber seinen eigenen Strom an die Kunden anderer Versorger. Durch die Umstellung könnten Verbraucher analog wie im privaten Haushalt unabhängig vom Ladesäulenbetreiber einen Fahrstromtarif eines Anbieters buchen. Mit diesem könnten sie dann bundesweit zum jeweils gleichen Preis laden.